Iran literarisch: Programm der Reise

vom 25. Sept. bis 10. Okt. 2021

Ornamente in einer Moschee in Isfahan Bild: Michael Schulte

"In einem Land, das so alt ist wie Iran, ist das Erzählen von Geschichten eine lang erprobte Art, gegen politische, soziale und kulturelle Fremdherrschaft Widerstand zu leisten. Unsere Geschichten und Mythen sind uns zur Heimat geworden, ihnen haben wir es zu verdanken, dass unser Erbe, das immer wieder geplündert und zerstört worden ist, in uns fortlebt." Aus: "The Republic of Imagination" von Azar Nafisi (Autorin von "Lolita lesen in Teheran"), Deutsch von Kurt Scharf

1. Tag

Die Reisenden fliegen von verschiedenen deutschen Flughäfen mit Turkish Airlines nach Istanbul, wo sich die Gruppe am Abflugschalter des Turkish-Airlines-Fluges nach Schiras trifft. Im Flugzeug werden alle Frauen vor der Ankunft in Iran ein Kopftuch anlegen. Bei der Ankunft dort gegen 3 Uhr empfängt uns der iranische Reiseleiter und fährt mit uns zum Hotel.

2. Tag

Zunächst ist Ausschlafen angesagt. Beim Frühstück um die Mittagszeit lernen sich die Reisenden kennen und die Reiseleiterin bzw. der Reiseleiter erläutert das Programm der kommenden zwei Wochen.

Am Nachmittag erkunden wir Schiras, die Stadt, die wie keine andere zu der berühmt gewordenen Formulierung von Persien als dem „Land der Rosen und der Nachtigallen“ passt. Bei einem Rundgang besuchen wir den Basar sowie die bedeutendsten Bauwerke wie die Vakil-Moschee und die Madresseh-ye Khan. Abendessen und Übernachtung im Hotel in Schiras.

Portal einer Gartenanlage in Schiras Bild: Michael Schulte

3. Tag

Wir können noch einen weiteren Tag Schiras genießen und zumindest eins der zahlreichen Imamzadehs besuchen. So werden die Schreine um die Gräber der Nachkommen (inkl. der Verwandten und Kindeskinder) der 12 Imame der Schiiten genannt. Solche Schreine, die es überall im Lande gibt, sind bis heute lokale Pilgerstätten.

Am Nachmittag lesen wir in einem der berühmten Schiraser Gärten Verse der modernen Lyriker Fereydun Tawallali und Mansur Oudschi, beide aus dieser Stadt. Doch vor allem wollen wir uns Zeit für die großen klassischen Schiraser Dichter aus dem 13. und 14. Jahrhundert, Sa’adi und Hafis, nehmen. Wir besuchen ihre Gräber, hören etwas aus ihrem Werk sowie Antworten westlicher Autoren darauf.

Abendessen und Übernachtung im Hotel in Schiras.

4. Tag

Wir verlassen Schiras und fahren nach Persepolis, zur „Stadt der Perser“, wie die Griechen diese großartige Palastanlage nannten. Dies ist Anlass für einen Blick in die Geschichte mit Texten von Firdausi, Herodot, Goethe, Shahbazi und Klaus Mann.

Felsrelief in Persepolis Bild: Anne Quirin

Anschließend besuchen wir Naqsch-e Rostam (das „Bildnis des Rostam“, eines iranischen Nationalhelden). Die Stätte heißt so wegen der dort befindlichen sassanidischen Felsreliefs, von denen die lokale Bevölkerung meinte, es müsse sich dabei um Darstellungen der Kämpfe dieses Recken handeln, den uns das "Königsbuch" von Firdausi näherbringen soll. Nicht weit davon liegt Naqsch-e Radschab mit weiteren wundervollen sassanidischen Felsreliefs.

Wir übernachten am Fuße von Persepolis im Hotel Apadana. Das liegt mitten im Gebiet der Qaschqâ’i-Nomaden. Aus diesem Anlass werden wir Texte über die Qaschqâ’i lesen, einen dokumentarischen von der Fürstentochter aus diesem Stamm, Anne Ameri-Siemens, und einen fiktiven von Simin Daneshvar, der wohl bekanntesten iranischen Romanschriftstellerin.

5. Tag

Wir fahren weiter n Richtung Yazd. Unterwegs besuchen wir das Grab von Kyros’ dem Großen, des Begründers des altpersischen Weltreichs, das neben den Ruinen seiner ersten Hauptstadt Pasargadae in den Himmel ragt, und hören Zitate aus antiken Quellen über ihn (Herodot, Xenophon, aus der Bibel und von Begleitern Alexander des Großen) sowie das Gedicht eines Brasilianers aus dem 20. Jh.

Yazd - Haus über einem Qanat-Anschluss (traditionelle unterirdische Wasserröhren) mit Windtürmen zur Kühlung Bild: Anne Quirin

Nach längerer Busfahrt sehen wir unterwegs Gonbâd-e Âli, einen für die turksprachigen Nomaden, die Iran zwischen 1040 und 1194 beherrscht haben, typischen Grabturm. Am Rande des nahe gelegenen Städtchens Abarkuh wächst eine imposante, angeblich 4.000 Jahre alte Zypresse. Daneben steht ein Gebäude, wahrscheinlich ein „Nisamiyeh“ aus dem 14. Jahrhundert. In diesem von Nisâm-ul-Mulk gestifteten Hochschultyp konnte man neben Theologie auch die anderen damals gepflegten Wissenschaften studieren. Wir lesen aus dem vom Stifter verfassten Fürstenspiegel. Weiter geht es über eine Bergkette, zu welcher der über 4.000 m hohe Schir-Kuh gehört. Am Abend kommen wir in Yazd an.

6. Tag

Yazd ist ein Zentrum der Zoroastrier, der Anhänger der Lehre Zarathustras, die vor der Islamisierung in Iran Staatsreligion war. Sie verkündete den vermutlich ältesten monotheistischen Glauben der Menschheitsgeschichte. Aus diesem übernahmen die Juden und somit indirekt auch Christen und Muslime einige ihrer religiösen Vorstellungen. Wir besuchen die unter dem letzten Schah still gelegten „Türme des Schweigens“, die einst der „Himmelsbestattung“ dienten, und einen 1934 von den Glaubensbrüdern aus Indien gestifteten Feuertempel sowie ein ihrer Kultur gewidmetes Museum liegt, wo wir ein Beispiel ihrer ca. 3000 Jahre alten geistlichen Dichtung hören.

Außerdem besuchen wir eine Henna-Mühle und das Wassermuseum, in dem das System der uralten unterirdischen Wasserkanäle, der Qanâts, gezeigt und erklärt wird, sowie etwas sehr eigentümlich Iranisches: ein „Krafthaus“(Zur-Khâneh). Es sind überall im Land verbreitete Sportstätten, die unter Anleitung eines mit einer Trommel ausgestatteten „Morsched“ dem Krafttraining dienen, aber auch der religiösen Übung, der Traditionspflege mit Lesungen von klassischer Literatur und tätiger Nächstenliebe durch Sammlungen für Witwen und Waisen.

In einer Zur-Khaneh: der 'Morched' gibt mit seiner Trommel den Rhythmus Bild: Michael Schulte

Am Nachmittag ergänzt ein Bummel durch die Altstadtgassen mit Besuch der Freitagsmoschee, der Reste des einst besonders großen Tekiyes (wo im 19. Jahrhundert schiitische Passionsspiele aufgeführt wurden) sowie der Mir-Chaqmaq-Moschee das Bild dieser Oasenstadt inmitten der Wüste.

7. Tag

Heute geht es nach Isfahan. Wir unterbrechen unsere Fahrt in Meybod und besichtigen dieses historische Städtchen mit einer ganz aus ungebrannten Lehmziegeln erbauten Burg namens Qal’eh Narin sowie der schön restaurierten alten Karawanserei mit einer sehenswerten traditionellen Textilwerkstatt. Ihr gegenüber liegen eine historische Zisterne und ein alter Eiskeller.

Bei einem weiteren Zwischenstopp in Na’in sehen wir eine Moschee aus dem 10. Jahrhundert und ein gegenüber liegendes über 300 Jahre altes safawidisches Herrenhaus, das heute als Museum dient. Dies dient uns zum Anlass, ein Gedicht des letzten der syrischen Omayyaden zu hören, die einst dort herrschten.

Nach dem Einchecken im Hotel in Isfahan können wir noch zum heute meist trockenen Zayandeh-Rud-Fluss mit seinen historischen Brücken spazieren.

Moschee in Na'in Bild: Anne Quirin

8. Tag

Isfahan gilt als die prächtigste Stadt Irans, geprägt von der Glanzzeit iranischer Kultur unter den Safawiden im 17. Jahrhundert. Durch den Basar gehen wir zum Meydân-e Emâm mit den dort liegenden Baudenkmälern Âli Qâpu (der „Hohen Pforte“ der Safawidenherrscher), der kleineren, aber besonders eleganten Lutfullah-Moschee sowie der großen, von Schah Abbâs in Auftrag gegebenen Haupt-Moschee der Stadt. Mit ihr nahm die Kunst der Fliesenausstattung eine neue Wendung. Dort hören wir einen dort spielenden Auszug aus „Der Kalligraph von Isfahan“, dem neuesten Roman von Amir Hassan Cheheltan.

Auf dem Rückweg zum Hotel besuchen wir ein weiteres Schmuckstück aus der Safawiden-Zeit: den Chehel-Sotun-Palast, in dessen Garten wir eine Erzählung von Huschang Golschiri kennen lernen.

9. Tag

Das Programm beginnt mit einem Spaziergang durch das alte Judenviertel von Isfahan, Anlass ein Kapitel aus dem "Buch Esther" zu lesen, einem in Iran verankerten über 2000 Jahre alten Roman, der den Weg ins Alte Testament gefunden hat. Anschließend besuchen wir die Isfahaner Freitagsmoschee, ein Monument von sieben Jahrhunderten iranischer Sakralbaugeschichte. Dort war einst Omar Chayyam tätig, von dem wir einige Vierzeiler hören werden und zudem ein Porträt dieses Dichters und Gelehrten aus der Feder des bosnischen Romanschriftstellers Dževad Karahasan.

Fliese in einer Moschee in Isfahan Bild: Gaby Coldewey

Am Nachmittag fahren wir über den Fluss ins armenische Viertel Dschulfa (Djolfa) und besichtigen die Kirche St. Betlehem, in der sich westliche und östliche christliche Ästhetik mit solcher islamischer Herkunft mischen. Dort erfahren wir auch, wie armenische Lyrik klingt. Vor der Rückkehr ins Hotel führt uns ein Abstecher zum Märtyrerfriedhof Tacht-e Fulâd und wir lesen ein Kapitel aus einem persischen Antikriegsroman. Auf dem Weg sehen wir einen alten Taubenturm, diese Vögel waren einst wichtige Lieferanten von wertvollem Dünger.

10. Tag

Der Vormittag in Isfahan bleibt zur freien Verfügung: Je nach Lust hat man Zeit zum Einkaufen im Basar oder zum Bummeln. Zu empfehlen ist ein Besuch des kaiserlichen Pavillons Hascht Behescht und des ehemaligen Gästehauses des letzten Schahs, des Hotels Abbâssi.

Nach dem Mittagessen verlassen wir Isfahan und fahren nach Kaschan. Unterwegs können wir in Natanz einen alten Sufi-Konvent und seine reich mit Kalligraphien geschmückte Fassade bewundern. Dabei erfahren wir etwas über die Dichtung dieser islamischen Mystiker.

Vor unserer Ankunft in Kaschan an Abend besuchen wir das Grab von Ssohrâb Ssepehri, dem „Grünen“ unter den modernen Dichtern Irans. Grün ist hier sowohl als Farbe des Islams als auch als die der Naturverbundenheit zu verstehen. Er sah sich als Bürger von Kaschan und ließ sich deswegen in der Nähe bestatten.

Kuppelgewölbe einer Moschee in Kaschan Bild: Anne Quirin

11. Tag

Kaschan ist berühmt für seine Teppiche, Samtgewebe und Kacheln bzw. Fliesen. So nimmt es nicht wunder, dass sich reiche Handelsherren dort prächtige Häuser errichten konnten. Wir schauen uns einige davon an. Einer der bezauberndsten Paradiesgärten Irans ist der am Stadtrand gelegene Bagh-e Fin. Außerdem hat Kaschan einen der schönsten Basare des Landes, in dessen Gewölben wir ein altes Teehaus aufsuchen.

Kaschan war schon vor ca. 7.000 Jahren besiedelt, wie die Ausgrabungen des prähistorischen Hügels Tepe Sialk beweisen. Dort wurden die Umrisse einer Zikkurat, eines künstlich errichteten Tempelbergs, freigelegt. Die biblische Erzählung vom „Turmbau zu Babel“ geht nach heutiger Erkenntnis auf einen solchen Bau zurück. Im Anblick der Ausgrabungsstätte beschäftigen wir uns mit diesem biblischen Text und einem aus dem Neuen Testament, denn die Heiligen Drei Könige sollen von Kaschan aus zu ihrer Suche nach Jesus aufgebrochen sein.

12. Tag

Wir brechen zum letzten Abschnitt unserer Reise nach Teheran auf. In Qom, werden wir das schiitische Heiligtum besuchen. Es ist das intellektuelle Zentrum des iranischen Klerus. Normalerweise ist es Nichtmuslimen verschlossen. Mit einer Sondererlaubnis können wir ein Gespräch mit einem der Geistlichen führen und auch das Grab der dort bestatteten ersten bedeutenden Dichterin Irans  besuchen. Dort lernen wir etwas aus ihrer Feder kennen.

Zur Vorbereitung hören wir Ausschnitte aus dem Koran, der neben seiner religiösen Bedeutung auch hohe ästhetische Qualitäten hat. Wir lesen aber auch Gedichte von Nader Naderpur, welcher der Arabisierung seines Heimatlandes sehr kritisch gegenüberstand.

Auf der Weiterfahrt nach Teheran machen wir kurz vor der Stadt einen Zwischenstopp am noch im Bau befindlichen, großen Khomeini-Mausoleum und dem nahe gelegenen Märtyrerfriedhof von Behesht Zahrâ und hören dort ein Ghasal von Ssimin Behbehani, in dem sie den sinnlosen Tod dieser Opfer beklagt.

Pilgerstätte Imamzadeh Shah Abdol Azim im Teheraner Vorort Schahr-e-Rey Bild: Thomas Hartmann

13. Tag

Am nächsten Vormittag halten wir uns im Zentrum der Stadt auf und besichtigen einige Straßen und Orte, die einen Bezug zu berühmten Literaten haben, z. B. zu Firdausi, dem Dichter des "Königsbuchs", des iranischen Nationalepos (Schahnahme). Eine Ballade von Heinrich Heine schildert sein tragisches Schicksal. Eine andere wichtige Straße ist die Valiasr Avenue, von der die Einleitung eines Bandes mit kürzlich erschienenen Erzählungen über Teheran und seine Bewohner handelt.

Am Nachmittag besuchen wir in der Nähe des Basars den Golestan-Palast aus der Qadscharen-Zeit, in dem der letzte Schah zunächst sich selbst und später die Farah Diba krönte.

14. Tag

Wir werfen einen Blick auf die ehemalige amerikanische Botschaft und lesen einen Text, der zur Zeit von deren Besetzung durch radikale Studenten spielt.

Golestan-Palast in Teheran Bild: Wolfgang Zügel

An diesem Tag machen wir einen Ausflug in die Berge nördlich von Teheran. In einem der idyllischen Bergtäler hören wir Texte von Nimâ Yuschidsch (1897-1960), der als Vater der modernen persischen Lyrik gilt. Seine Heimatstadt Yush liegt in einem ähnlichen Tal, allerdings noch 3 Auto-Stunden weiter nördlich.

Bei der Rückfahrt nach Teheran besuchen wir das Grab von Forugh Farrochsâd, der bedeutendsten iranischen Dichterin aller Zeiten und einer der mutigsten, aufrichtigsten und modernsten Stimmen in der persischen Lyrik. Sie starb 1967 im Alter von 33 Jahren.

Am Nachmittag können Sie individuellen Interessen nachgehen oder in Begleitung des Reiseleiters das Nationalmuseum besuchen (ein archäologisches Museum für die vorislamische Periode).

15. Tag

Am Vormittag planen wir noch eine Fahrt nach Süd-Teheran, in den ältesten Teil der Stadt: im heutigen Vorort Schahr-e Rey liegt das sehr populäre Imamzadeh von Schah Abdol Azim, eine Pilgerstätte, mit deren Bau im 9. Jahrhundert begonnen worden war.

Blick von einer Restaurant-Terrasse im Norden von Teheran Bild: Archiv

Doch dies ist nur ein Vorschlag: wer will, kann auch individuell andere Sehenswürdigkeiten (mit Metro bzw. Taxi) besuchen – die Reiseleiter werden Ihnen bei der Orientierung in der Stadt behilflich sein.

Zur freien Verfügung wird auch der Nachmittag bleiben. Teheran bietet noch eine Reihe interessanter Museen und Paläste, z. B. das Kunst- Museum, das Teppich-Museum oder die Park- und Palast-Anlage Saadabad von Resâ Schâh, dem diktatorischen Begründer des modernen Iran - und außerdem gibt es in Fußnähe des Hotels interessante Künstler-Cafés und Geschäfte.

Dann heißt es, von Teheran Abschied zu nehmen, denn direkt nach dem Abendessen müssen wir gegen 22 Uhr zum Flughafen fahren.

16. Tag

Kurz nach Mitternacht startet der Rückflug nach Istanbul; von dort geht es weiter zu den verschiedenen Flughäfen in Deutschland; Ankunft ist überall am frühen Nachmittag.

Umstellungen und Änderungen im Detail möglich. Stand: 27. Nov. 2018