Investmentbank kaufte Tonnen Uran: Nachlass von Lehman Brothers strahlt
Kurz vor ihrer Pleite kaufte die US-Investmentbank zu Spekulationszwecken Uran - fast genug für eine Atombombe. Gesunkene Preise erschweren den Verkauf.
BERLIN taz Die insolvente US-Investmentbank Lehman Brothers ist im Besitz von beträchtlichen Mengen Uran. Die Bank, deren Zusammenbruch am 15. September 2008 ein Erdbeben an den weltweiten Finanzmärkten auslöste, wollte kurz vorher noch große Geschäfte im Uranhandel machen. Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg hatte die Bank rund 230 Tonnen Uran zusammengesammelt - fast genug, um eine Atombombe zu bauen.
Lehman Brothers hatte die Lizenz zum Uranhandel einen Monat vor dem Bankrott der Bank erworben. Der Handel mit Uran ist streng limitiert; ein Großteil wird direkt zwischen Minenbetreibern und Energiekonzernen abgewickelt, die jeweils eine Lizenz zum Uranhandel halten müssen. Durch steigende Preise wurden aber auch Hedgefonds auf den Uranhandel aufmerksam - und Lehman Brothers.
Die 500.000 Pfund (rund 227 Tonnen) Uranoxid, sogenanntes Yellowcake, wären fast genug, um eine Atombombe zu bauen, sagt Gennady Pshakin, ein russischer Abrüstungsexperte. Um die notwendige Konzentration zu erreichen, wären allerdings höchst komplexe Anreicherungsprozesse nötig, da das notwendige spaltbare Uranisotop nur zu sehr geringen Teilen in Yellowcake enthalten ist.
Insolvenzverwalter Bryan Marsal muss das Uran, das zum großen Teil in Depots der kanadischen Minenfirma Cameco und des französischen Atomkonzerns Areva lagert, jetzt verkaufen - und steht dabei vor einem übersättigten Markt. Die Preise für ein Pfund Uran sind seit Anfang Dezember von 55 Dollar auf 40 Dollar gefallen, weil durch die Wirtschaftskrise weltweit Pläne für neue Atomkraftwerke gestoppt wurden. Das Uran soll nun in den nächsten zwei Jahren in kleinen Mengen veräußert werden, um einen Marktzusammenbruch zu verhindern. Bei einem derzeitigen Verkauf könnte Marcal 20 Millionen Euro erlösen. Insgesamt hat Lehman Brothers 200 Milliarden Euro Schulden.
Die Investmentbank Lehman Brothers musste am 15. September Insolvenz anmelden, nachdem eine Rettungsaktion der US-Regierung gescheitert war. In Deutschland wurde Lehman Brothers vor allem durch eine aggressive Verkaufsstrategie von Zertifikaten bekannt, die für tausende Kleinanleger im Totalverlust endete.
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