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Interview"Die Marionette gewinnt"

Die Afghanen in Berlin halten die Wahl in ihrer Heimat für eine Farce, sagt Sabour Zamani, Chef des afghanischen Kulturzentrums. Sie wollen echte Demokratie.

Interview von Mohamed Amjahid

taz: Herr Zamani, wie verfolgen die Afghanen in Berlin die Wahl in Afghanistan und ihre Folgen?

Sabour Zamani: Vor allem durch Kontakte nach Afghanistan. Jeder von uns hat Familie und Bekannte dort, mit denen er regelmäßig telefoniert. Wir verfolgen die Geschehnisse aber auch über das Internet und das Fernsehen.

Denken Sie, dass die Wahl manipuliert wurde?

Wir denken, dass es eine schmutzige Kampagne war, die von amerikanischen Dollars finanziert wurde. Es war uns hier von Anfang an klar, wer diese Wahl gewinnen würde.

Wer denn?

Hamid Karsai. Nach unserer Meinung ist er nur eine amerikanische Marionette mit Unterstützung der Europäer. Aber auch die anderen Kandidaten, abgesehen von einigen wenigen, sind nicht besser. Wir haben uns in unserem Verein etwa darüber aufgeregt, dass Karsais Herausforderer, Ashraf Ghani Ahmadzai, einen amerikanischen Pass besitzt. Das lässt die afghanische Verfassung aber eigentlich nicht zu.

Welche Folgen hat die Wahl?

Diese Wahl ändert an der Situation in Afghanistan rein gar nichts. Im Gegenteil: Wir denken, dass sie sie nur noch verschlimmert. Wir sind von der internationalen Gemeinschaft enttäuscht.

Wieso?

Seit acht Jahren sind die internationalen Truppen in Afghanistan stationiert - und die Lage hat sich nur verschlimmert. Afghanistan ist eines der gefährlichsten Länder auf der ganzen Welt. Mit der jetzigen Strategie der militärischen Besetzung erreicht man gar nichts. Außerdem wissen wir Afghanen, dass Demokratie, wie sie überall propagiert wird, nicht zur afghanischen Kultur und Gesellschaft passt. Wir wollen unsere eigene Demokratie.

Wie soll die aussehen?

Es muss eine sein, die nicht mit den alten Kadern und Kriegsverbrechern verhandelt. Sie darf nicht nur auf dem Papier existieren und vor allem nicht von Außen importiert werden. Unsere Forderung ist es, nicht mehr mit den Taliban, den Warlords und den Korrupten zu kooperieren. Die Zivilgesellschaft muss den Staat aufbauen. Viele Europäer glauben zum Beispiel, dass sich die Situation der Frauen verbessert hat. In Wahrheit hat sich gar nichts für sie verändert. Und dabei sind es die Frauen, die eine Demokratie in Afghanistan aufbauen könnten.

Was bedeutet die Wahl für die Afghanen im Exil?

Wir haben sowieso keinen Einfluss, wir können noch nicht mal wählen. Wir können - wenn es so weitergeht - vielleicht nie wieder in unser Land reisen. Die Sicherheitslage lässt das nicht zu: Man wird einfach auf der Straße umgebracht. Wir sind enttäuscht: Unser Wunsch nach Freiheit und Sicherheit für unser Land hat sich nicht erfüllt.

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