Interview mit Meinungsforscher Güllner: "Beck ist der Schwächste"

Weil 2009 nichts zu holen ist, kann die SPD mit ihrem Parteichef antreten, sagt Meinungsforscher Güllner. Beck hat viel zu wenig Rückhalt bei seinen Parteigenossen.

Die Nummer 1 bei der SPD ist nicht an die Kabinettsdisziplin gebunden. Bild: dpa

taz: Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck will nicht ins Kabinett von Bundeskanzlerin Angela Merkel eintreten. Kann er sich auch ohne dieses herausgehobene Amt als Spitzenkandidat für die nächste Bundestagswahl profilieren?

Manfred Güllner: Ja, denn er ist nicht in die Kabinettsdisziplin eingebunden. Das hat Vorteile. Als SPD-Chef und Ministerpräsident ist er Nummer eins und muss sich nicht unterordnen.

Indem er das Ministeramt ausschlägt, verzichtet Beck auf den Prominentenbonus, den ein Bundesminister hat.

Für einen Fachminister in der Regierung fällt dieser Bonus mager aus. Meist geht es ja um technokratische Entscheidungen.

Ist das Amt des Außenministers kein Gegenbeispiel?

Das ist grundsätzlich richtig. Doch auch an der Situation des Außenministers kann man das eigentliche Problem der SPD erkennen: Von Frank-Walter Steinmeier wissen ja viele Wähler gar nicht, dass er in der SPD ist. Und auch Kurt Beck genießt viel zu wenig Rückhalt in seiner eigenen Partei. Beck ist der schwächste SPD-Vorsitzende, den es je gab. 40 Prozent der SPD-Wähler wollen lieber Angela Merkel als Bundeskanzlerin.

Sehen Sie einen besseren SPD-Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2009?

Bis zur Wahl wird sich niemand anbieten. Wer in Frage kommt, rechnet damit, dass Kurt Beck verliert. Dann ist man ihn los.

Wer wird mehr von der offenen Auseinandersetzung über den Mindestlohn und die soziale Gerechtigkeit profitieren - die SPD oder die Union?

Nur für 30 Prozent der Wähler ist der Mindestlohn überhaupt ein wichtiges Thema. Die SPD ist auf der falschen Spur, wenn sie denkt, mit einem Randthema wie Mindestlohn ihren Rückstand aufholen zu können.

Ist denn die von Kurt Beck geforderte Verbesserung des Arbeitslosengeldes dazu geeignet, die sozialdemokratischen Wähler zu mobilisieren?

Nein, auch das ist kein Thema, das die verloren gegangene emotionalen Verbindung zwischen der Partei und ihren Wählern heilen kann.

Was kann die SPD tun? Soll sie sich lieber gleich auflösen?

Sie muss das Grundvertrauen ihrer potenziellen Wähler zurückgewinnen. Selbst in ehemaligen SPD-Hochburgen wie Duisburg sitzen Oberbürgermeister aus der CDU, und auf den Straßen sieht man nichts mehr von den Sozialdemokraten. Die Partei muss sich von unten neu aufbauen. Aber diese Renaissance dauert lange.

INTERVIEW: HANNES KOCH

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