Interview: Antje Radcke: „Kein Imageverlust“
■ Die GAL-Vorstandssprecherin über das Ende der rotgrünen Koalition in Altona
taz: Fünf Wochen vor der Bürgerschaftswahl hat Olaf Wuttke, Fraktionschef der GAL Altona, die Bezirkskoalition mit der SPD gekündigt. Wieviel Prozentpunkte kostet das die Grünen bei der Wahl ?
Antje Radcke: Die GAL hat keinen Imageverlust erlitten. Was in den Bezirken passiert, ist nicht nahtlos auf die Landesebene zu übertragen. In den Bezirken spielen kleinteilige Projekte eine größere Rolle.
Der Eindruck bleibt, die Grünen seien regierungsunfähig – ein besseres Wahlargument kann sich die SPD kaum wünschen.
Natürlich wird die SPD das für sich ausschlachten. Aber jeder, der die Konflikte in Altona verfolgt hat, weiß, daß die SPD sie sich allein zuzuschreiben hat.
Wenn selbst die Zusammenarbeit mit der linken SPD-Altona scheitert: Ist Rotgrün für die GAL noch vorstellbar?
Ja. Im übrigen ist das Problem der Altonaer Kooperation ja nicht die GAL. Die Zusammenarbeit mit der Altonaer SPD gestaltete sich eigentlich schon seit längerer Zeit äußerst schwierig.
Das heißt, Olaf Wuttke hat richtig gehandelt?
Ich kann seine Wut verstehen. Aber es ist nicht Sache des Fraktionschefs, eine Koalition zu beenden. Das ist Sache der Partei. Ich hätte erwartet, daß Olaf diese demokratischen Spielregeln einhält. Statt dessen hat er einen Alleingang gemacht.
Mit welcher Konsequenz?
Es macht keinen Sinn, so kurz vor der Wahl die Kooperation aufzukündigen. Zumal der neuerliche Streitfall aus meiner Sicht nicht dramatischer ist als die vorherigen und damit allein den Bruch nicht rechtfertigen würde. Solange die Mitgliederversammlung nicht entschieden hat – und ich gehe davon aus, daß sie es vor der Wahl auch nicht mehr tun wird – gilt: Die Koalition in Altona besteht weiter. Olaf Wuttke wird sich dazu verhalten müssen.
Geben Sie ihm einen Tip?
Ich werde den Teufel tun. Das ist Sache des Bezirks.
Fragen: hh
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