Interview: Anna Ammonn: „Nicht leistbar“
■ Hamburgs GEW-Vorsitzende hält nichts von weniger Lehrern für mehr Schüler
taz: Zum ersten Mal dürfen LehrerInnen, Eltern und SchülerInnen mitbestimmen, wo gespart wird. Ist das nicht unheimlich nett von Schulsenatorin Rosie Raab?
Anna Ammonn: Nett, aber nicht leistbar. 1000 Stellen können unmöglich bei wachsenden Schülerzahlen eingespart werden. Raab hält die Sparvorgabe selbst für kaum erfüllbar.
Gymnasial- und BerufsschullehrerInnen sollen eine Stunde mehr arbeiten. Was ist daran so schlimm?
Es ist personal- und arbeitsmarktpolitisch falsch. Das Durchschnittsalter wird immer höher. Alte Lehrer sollen nun mehr arbeiten, während junge auf Teilzeit gehen müssen.
Es geht also nicht um die Verteidigung von Privilegien?
Nein. Die Arbeitszeit wurde schon 1995 hochgesetzt. Es geht nicht, daß eine Berufsgruppe einseitig belastet wird.
LehrerInnen sind überlastet?
Gerade Gymnasiallehrer müssen einen erheblichen Korrektur- und Vorbereitungsaufwand leisten.
Wie wollen Sie Nicht-Lehrern vermitteln, daß die Erhöhung der Stundenzahl von 24 auf 25 unzumutbar ist?
Eltern und SchülerInnen sehen die Belastung der Lehrer durchaus. Den Vorurteilen müssen wir durch Sachaufklärung begegnen.
Fühlen Sie sich von der GAL verraten?
Die GAL hat ihre Versprechen nicht gehalten. Wir brauchen eine Perspektive für den Bildungsbereich. Ob Rot-Grün das ist, müssen sie erst noch unter Beweis stellen. Wir wären ja bereit, eine Durststrecke mitzutragen. Aber nicht ohne deutliche Signale für eine Neuorientierung.
Wo würden Sie denn sparen?
Wenn es keine Alternative gibt, darf auch eine Neuverschuldung kein Tabu sein.
Welchen Rat würden Sie der GAL geben?
Wir setzen darauf, daß der im Koalitionsvertrag vorgegebene Kurs korrigiert wird. Das erwarten wir nicht nur von der GAL, sondern genauso von der SPD.
Fragen: Silke Mertins
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