Internetzensur in China: Datentunnel blockiert
China hat die Zensur des Internets weiter verschärft. Nun sollen auch VPN-Tunneldienste, mit denen man die Sperren bisher umgehen konnte, blockiert werden.
PEKING dpa/ap/taz | China dehnt seine Überwachung des Internets weiter aus. Von vielen Nutzern verwendete Umwege zu gesperrten Seiten wie Facebook werden nun ebenfalls blockiert, wie Technologieunternehmen und Experten am Freitag berichten.
Viele Chinesen und in China lebende Ausländer nutzen verschlüsselte Datentunnel, sogenannte VPN-Clients, die auf Server im Ausland zugreifen, um auf Facebook oder Google zu gelangen. Der VPN-Anbieter Golden Frog schrieb in seinem Blog, dass bereits viele solcher Dienste in China von den neuen Einschränkungen betroffen seien.
Falls die Nutzer nicht auf australische oder US-Server zugreifen können, sollten sie es mit niederländischen oder Servern in Hong-Kong versuchen, so Golden Frog. Der beliebte Anbieter Astrill informierte seine Kunden diese Woche, dass mit dem iPhone nicht mehr auf Gmail und andere Dienste zugegriffen werden könne.
„Die chinesische Regierung versucht, die Nutzung von VPNs zu beschränken, die ihre Bürger seit einigen Jahren nutzen, um die Große Firewall zu umgehen“, schrieb der Präsident von Golden Frog, Sunday Yokubaitis. Der Angriff dieser Woche sei weit ausgefeilter gewesen als ähnliche Versuche in der Vergangenheit.
In den vergangenen Wochen hatten die Zensoren in China bereits viele der noch verbliebenen Verbindungsmöglichkeiten zu Gmail und anderen Google-Produkten blockiert. Seit der Betreiber der Suchmaschine 2010 die Zusammenarbeit mit der Zensurbehörde verweigert hatte, wurde der Zugang zur Seite zunehmend schwieriger.
Server im Ausland
Betroffen seien neben privaten Nutzern vor allem kleine und mittelständische ausländische Firmen, sagte der in China ansässige Unternehmer Richard Robinson. Große Konzerne können sich direkten Zugang zu Servern im Ausland leisten und sind nicht auf VPNs angewiesen, um die Zensur zu umgehen.
Zuletzt hatte Chinas Internetzensur auch den Zugriff auf GMail über E-Mail-Apps im Smartphone gesperrt. Nur der VPN-Tunnel konnte man Gmail erreichen. Google hatte sich 2010 aus China zurückgezogen, um sich nicht weiter selbst zensieren zu müssen. Seitdem gehen die Behörden gegen die Google-Dienste vor.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja