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Internationaler Frauentag 2012Fremdwort oder Schwanzstrukturen?

Frauen wird „Unterwerfung“ attestiert. Passt der Begriff? Statements von Lady Bitch Ray, Sibylle Berg, Heiner Geißler und anderen, die es wissen sollten.

Nicht unterwerfen – drüberfliegen, Mädels! Bild: Pippilotta* / photocase.com

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13 Kommentare

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  • J
    Jengre

    Ortgies hat sich schon mal wesentlich differenzierter geaüßert:

     

    "Wenn sich jemand bewegen muss, dann sind es jetzt die Männer und die Wirtschaft. Väter müssen sich zum Beispiel gegenüber dem Arbeitgeber als Familienmenschen positionieren und sich aktiv in Haushalt und Familie einmischen. Leider machen sie das selten freiwillig. Also müssen Frauen Druck machen. Das Diskutieren über solche Themen ist anstrengend, und ich verstehe jede Frau, die sagt, das ewige Aushandeln ist mir zu mühsam. Aber wer durchhält, wird belohnt. Und hoffentlich ändert sich so die Einstellung bei immer mehr Männern."

     

    "Frauen müssen sich endlich dort aufregen, wo es sinnvoll ist: Bei ihrem Arbeitgeber, wenn der mal wieder eine Konferenz auf den Nachmittag legt, wenn man als Frau die Kinder hat, bei dem Arbeitgeber des Mannes, der hilfswillige Männer nicht so handeln lässt, wie sie es möchten, bei den Politikern, in der Wirtschaft. Es existiert immer noch der Irrglaube, dass der am produktivsten arbeitet, der am längsten im Büro sitzt. In Wahrheit arbeiten die Teilzeit-Menschen am produktivsten. Und auch ein Vater, der für sein Kind mal früher Schluss macht, wird seinen Job nicht einfach liegen lassen, sondern vorher oder abends machen."

     

    "Die meisten Chefs sind ein traditionelles Modell gefahren und bereuen mit 50 oft, wie schlecht ihr Kontakt zu den eigenen Kindern ist. Ich habe mit vielen gesprochen, die sind wirklich traurig über die verpasste Zeit. Wenn ihnen dann ein junger Vater

    gegenübersitzt, der einen anderen Weg gehen will, gibt das bei einem Chef mit diesem Hintergrund einen Stich. Und dann gibt es die reflexartige Reaktion: 'Warum soll der beides haben? Ich musste auch mein Familienleben opfern.' In der Arbeitswelt muss sich noch viel tun. An sich sollte es auch einen Kündigungsschutz für werdende Väter geben. Sie glauben nicht, wie oft ich von Vätern hörte, die die Kündigung erhielten, nachdem sie nur laut geäußert hatten, für das Kind eine Weile zu Hause bleiben zu wollen."

     

    http://www.brigitte.de/liebe/familie/lisa-ortgies-heimspiel-1032941/

  • T
    tazitus

    Es geht immer um Macht. "Sich unterwerfen, sich abhängig machen..." Das sind die euphemistischen Formulierungen der Macht. Es wird das Passiv zum Aktiv gemacht, und dann wird behauptet "Die" (Frau, Kind oder Mann; Magd, Knecht oder AngestellteR, das ist egal), die wollen das so.

  • EM
    Ein Mann

    Der Sexismus ist tot - es lebe der Sexismus

     

    Auch die Kommentare hier zeigen, dass mit Unterwerfung meist impliziert wird, dass sich eine Frau unterwirft. Es ist aber heute vielfach so, dass eine Frau nur dann bereit ist eine (heterosexuelle) Beziehung einzugehen, wenn sich der Mann unterwirft.

     

    Und wer sich unter der mehr oder weniger jugendlichen Bevölkerung und auch hier in den Kommentaren umsieht, wird feststellen, dass sich Frauen mindestens genauso oft und deutlich abwertend gegenüber Männern

    äussern, wie Männer gegenüber Frauen.

     

    Da kann man nicht mehr sagen, dass Sexismus, als allgemeine, abwertende Haltung gegenüber Frauen existiert, und das wird ja im Allgemeinen mit dem Begriff Sexismus verbunden.

     

    Auch die heute veröffentlichte interne Umfrage der Piratenpartei spiegelt das wider. Dort wird zwar angegeben, dass 11% sich durch eine Männerhetze bei der Genderdebatte gestört fühlen, bei der Frage nach festgestelltem sexistischem Verhalten wird aber nicht unterschieden, ob es sich gegen Frauen oder Männer richtete, sondern alles in einen Topf geworfen.

  • B
    bert

    @Jengre:

     

    Vielen Dank für diese klugen Worte!

     

    Ich verstehe auch nicht, warum es bei dieser ganzen Emanzipationssache am Ende immer nur um Geld, Karriere und Auf-die-Arbeit-gehen geht. Das ist doch irgendwie armselig und auch naiv, finde ich. Das traurige ist, dass gerade jüngere Frauen, Akademikerinnen gar nichts anderes mehr im Kopf haben als nur Arbeit, Arbeit, Arbeit.

     

    Es wird eine traurige Welt werden, wenn alle nur noch für den Job leben. Stattdessen könnte man doch alles teilen, die Arbeit und die Liebe. Aber nein, lieber wird gerafft - jeder und jede für sich allein (mit Unterstützung von 300 Facebook-"Freunden" natürlich). Traurig...

  • MV
    Mutter von 2 fast erw. Kindern

    Was ist von einer sog. Expertin Ortgies zu halten, die meint, der lebendige Beweis zu sein, dass es Kindern nicht schadet, sie in den Hort abzuschieben, wo ihre Kinder noch nicht mal aus dem Gröbsten raus sind, das dauert nämlich bis nach der Pubertät. Und die fällt schlimm aus, wenn das Eltern/Kind-Verhältnis durch Berufsorientierung gestört ist, das sehe ich in anderen Familien ausnahmslos bestätigt. Normal ist das nämlich nicht, Naturvölkern ist das fremd. Eines Tages wird die Generation Hort auspacken und das kommt ganz übel, viel Vergnügen Frau Ortgies!

    Die Argumente der Gender Studies sind die eigentlich pseudowissenschaftlichen. Sie fallen sogar noch hinter die Aufklärung zurück, wo mann noch dachte, der Mensch/Mann sei kein Tier, sondern die Krone der Schöpfung. Ich habe gerade ein gutes patriarchatskritisches Buch gelesen, wo das alles genau erklärt ist: "Archäologie und Macht" von Gabriele Uhlmann. Da können wir nachlesen, wie die Gender Studies mit der Steinzeit Gender-Mainstreaming-Politik machen und der Mutter jede Bedeutung für die kulturelle Entwicklung der Menschheit absprechen. Die Grünen fordern für jedes Nutztier artgerechte Haltung, ist ja auch schön und gut, dann bitteschön sollten wir das für das Menschentier ebenso fordern und den Kindern ihr naturgesetzliches Recht auf die Mutter in den ersten sechs Jahren zurückgeben. Dann sollten wir auch die patriarchale Ehe abschaffen, dafür aber nach 7000 Jahren endlich die matrilineare und matrilokale Sippe wieder einführen, statt zuzulassen, dass durch eine von der Wirtschaft geforderte Mobilität und Verhortung die verwandtschaftlichen Bindungen des Kindes gekappt werden und es entwurzelt wird. Solange das noch nicht umgesetzt ist, brauchen wir ein Müttergehalt in Kombination mit dem BGE! Übrigens: Ein Kind hat keine Wahl!

    Was die neoliberale Gender-Ideologie befördert, ist die patriarchale Machtgesellschaft, die den Menschen in die Arbeitsmaschine und Kleinkinder in einen 10-Stunden-Tag presst. Wenn das am Weltfrauentag gefeiert werden soll, Nein Danke!

  • L
    Lena

    Lady Bitch Ray? War die nicht im Irrenhaus, hat Sprachwisenschaften studiert und eine Doktorarbeit zum Kopftuch verfasst? Wie geht das mit Sprachwissenschaften überein?

    Jetzt versucht sie bei ihrer Community wieder lieb Kind zu sein, deshalb das Kopftuch-Liebkosen.

  • H
    Horsti

    Früher war die TAZ mal mutig, heute dürfen nur weichgespülte Männer wie Rosowoski, Geißler oder Habeck ihren Kommentar abgeben. Warum nicht mal Arne Hoffmann, Jan Fleischhauer oder Matthias Matussek? Dies würde zwar die Harmonie der nunmehr 101. Ausgabe der weiblichen Nabelschau empfindlich stören, aber vielleicht auch zum Nachdenken anregen.

     

    Zu den Abhängigkeiten ist zu sagen, daß auch Männer von Frauen abhängig sind. Welcher Mann will schon seine schöne Frau verlieren?

    Und was die Familienstrukturen angeht, so möge man doch bitte erst einmal Vätern automatisch das Sorgerecht zuerkennen, welches dafür sorgt, daß mehrheitlich Frauen in der Kinderbetreuung hängen bleiben.

  • ES
    Eckhard Schulze

    Lady Bitch Ray alias Dr. Reyhan Sahin als Sprachwissenschaftlerin vorzustellen steht im krassen Gegensatz zu ihrer individuellen Orthographie.

    Sucht man im online Duden nach Votze, werden null Treffer gemeldet und der Benutzer gefragt, ob er nach Fotze, Kotze oder Rotze suche. Wer etwas über Schwanzstrukturen erfahren will, sollte besser Georg Christoph Lichtenbergs Fragment von Schwänzen aus dem Jahre 1883 studieren.

  • G
    geschichtswerkstatt

    Es gibt eine hartnäckige Gewohnheit, sich diese Antworten einfach zu machen. Dazu gehört, daß man solche Begriffe wie Ausbeutung und Dominanz nicht hinsichtlich politischer, ökonomischer, biologischer, psychologischer, historischer und anderer Aspekte unterscheidet. Ich kann nicht sagen, in wieweit das eine Folge der eigenartigen pseudoglorifizierenden Frauenpolitik der DDR ist. Ich denke, Frauen haben schlichtweg andere Qualitäten und Strategien, auf Situationen (und Männer im Speziellen) Einfluß zu gewinnen. Und eine davon ist zweifellos die taktische "Unterwerfung". Wir Männer, davon bin ich fest überzeugt, sind ihnen da nicht gewachsen. Deswegen ist ja gesetzliche Gleichberechtigung ab einem bestimmten Niveau so eine Gemeinheit.

  • J
    Jengre

    Zu Berg: Was ist finanzielle Abhängigkeit? Wenn ein dominanter Mann allein ein Einkommen hat UND allein darüber verwaltet. Aus Aufzeichnungen meines Großvaters weiß ich, daß mein Urgroßvater seine Lohntüte am Zahltag bei meiner Urgropmutter ablieferte, die dann auf dem Küchetisch aufteilte: Das ist für den Kaufmann, das für den Schlachter, das für die Miete, das wird gespart, und hier hast Du ein paar Groschen für Kautabak. Bei meinen Eltern war das ähnlich: Meine Mutter verwaltete das Familieneinkommen, für das mein Vater ins Büro ging. Drastischer gefragt: Wenn ein Zuhälter eine Frau auf den Strichg schickt und ihr das Geld abnimmt, ist er dann von ihr abhängig, weil sie das Geld verdient und er nicht? Unterwirft er sich?

     

    Zu Ortgies: Ja, Männer sind in dieser familienfeindlichen, öknomistischen Verwertungsmaschine, wo anmaßende, totalitäre Arbeitgeberansprüche alle Zeit auffressen. Und darauf soll die Antwort sein, daß Frauen sich dem genauso unterwerfen, das als Befreiung feiern? Und dafür wird das Bedürfnis von kleinen Kindern nach einer festen Bezugsperson (ob Vater oder Mutter) negiert und ganz unwissenschaftlich als "überholte Ansicht" diffamiert? Na, sind wir aber toughe, gehirngewaschene Arbeitsbienen.

  • CP
    Christian Peukert

    Na danke, schon in der Überschrift ein unnötiger Anglizismus. Kann sein, dass ich heute nicht meinen besten Tag habe, aber da vergeht mir die Lust am Lesen des Artikels.

     

    Kann dem Schreiberling nur das Wortarchiv der Seite www.aktionlebendigesdeutsch.de empfehlen. SEHR, nein, nicht innovativ, sondern erfindungsreich! Auch für die Taz beachtenswert.

     

    Und bevor jetzt alle aufschreien: Ich weiß, dass es um den INTERNATIONALEN Frauentag geht. Aber ersten ist der Artikel ja auf DEUTSCH verfasst und zweitens rede ich von UNNÖTIGEN Anglizismen, zu welchen das unsagbar überflüssige "Statement" für mich in jedem Fall gehört.

     

    Zum Schluss noch ein Hinweis für alle Schwarz/Weiß-Seher, die so gerne auf taz.de ihre Kommentare abgeben: Ich bin weder ein Nazi noch lehne ich die englische Sprache ab, denn, und hier möchte ich von der o.g. Seite zitieren, Englisch zu können ist unstreitig erstrebenswert. Es aber so zu beherrschen wie seine Muttersprache, das schaffen die wenigsten. [...]

     

    Wer zwei Sprachen vermischt, macht sich lächerlich (nach dem elsässischen Spruch: „Chass de Gockel aus de Jardin“) und beschädigt beide Sprachen. Alle großen Übersetzer – Luther, Schlegel/Tieck – sind nicht zuletzt durch die Nichtvermischung berühmt geworden.

  • M
    Menschin

    Das Thema Gender finde ich immer wieder hoch interessant, da es ja eines ist, welches wirklich universal alle betrifft. Dennoch finde ich es nicht mehr angemessen, unserer Gesellschaft generell mangelnde Gleichstellung zu unterstellen. Ich (22 Jahre alt) bin in einer recht "klassischen" Familienstruktur aufgewachsen (Mann arbeitet, Frau hütet Haus und Kind, Mann fährt großes Auto, Frau kleines...), wo das Thema Emanzipation eher belächelt wurde. Gespielt habe ich mit Barbies und Puppen und schöne Kleider und Schmuck waren die größten Schätze und meist rose. Erstaunlicherweise wurde ich ganz "von alleine" eine sehr selbstbewusste, emanzipierte Frau, die sich ihres Weiblichkeit oft gar nicht bewusst ist und sie doch manchmal gewinnbringendend einsetzen kann. Das bestätigt doch, dass so ganz frauenfeindlich, -benachteiliegnd, -unterwerfend unsere Gesellschaft nicht sein kann. Ja, klar... Prozentsatz der weiblichen Vorstandsvorsitzenden, Hochschulprofessorinnen, geringere Löhne etc.pp. Ist natürlich schade, aber so ganz glattbügeln kann man die Unterschiede zwischen den Geschlechtern eben nicht: meine Schwester etwa ist gerade in der 6. Woche schwanger und seit drei Wochen krankgeschrieben, weil über der Kloschüssel hängend. Das kann ihr nunmal kein Ehemann abnehmen, auch wenn noch so emanzipiert ist.

    In Sachen Gender sollten vor lauter Frauen auch wirklich die Männer nicht vergessen werden. Die tun mir ganz ehrlich viel mehr leid. Ich darf alles sein: stark, schwach, süß, dominant, Hausfrau, Managerin... Männer findet man (noch?!)nur sexy, wenn sie "echte" Männer sind. Aber was ist denn das, ein echter Mann...? Dieser Frage sollte mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden als der Errichtung von Frauenbibliotheken und dergleichen!

  • JC
    Johnny Cynic

    Ach so, Frauen unterwerfen sich also in einer Beziehung. Das mag ja im Einzelfall so sein. Das spielt sich dann allerdings in der Privatsphäre ab und geht niemanden etwas an.

    Und wie sieht es dann mit der wirtschaftlichen Abhängigkeit vom männlichen Partner aus?

    Wenn Frau dumm genug war auf die leeren Versprechungen des Partners zu vertrauen und die Optionen der Eheschließung, des Ehevertrages oder der vertraglichen Regelung der wirtschaftlichen Seite der Partnerschaft nicht in Betracht zu ziehen hat Frau eben daneben gegriffen wenn der Auserwählte nichts (mehr)vom gemeinsamen Wirtschaften hält.

    Klar, dass Ehe und Ehevertrag "voll spießig" und so gar nicht "fortschrittlich" sind, Sachverhalte wie "gegenseitige Vertretungsmacht", "Zugewinnausgleich", "nacheheliche Unterhaltspflicht" oder auch das "Zerrüttungsprinzip" sind rechtliche Grundlagen der Gleichberechtigung in einer Partnerschaft.

     

    Aber wie jedes Jahr am Frauentag geht es wieder mal nur um Männer und dem Verhältnis zu ihnen.

    Das lässt den Schluss zu dass sich die taz-Frauen ausschließlich über "ihre" Männer als Frauen definieren. Wie in den braven 50ern (SCNR)!