Intendantenposten am Opernhaus: Kölner Haifischbecken

Die Kölner Oper hat ein Besetzungsproblem. Seit Jahren wird um den Posten des Intendanten gerungen - eine Tragikomödie über die Kommunalpolitik in fünf Akten.

Momentan noch ein Phantom: Der neue Intendant der Kölner Oper. Bild: dpa

Elefanten in Porzellanläden erscheinen samtpfötig gemessen an den Kölner Kommunalpolitikern um Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU). Der gelernte Lateinlehrer besitzt eine erstaunliche Machtfülle: Ihm steht das Vorschlagsrecht in wichtigen Personalfragen zu - der Stadtrat kann die Kandidaten nur mit 2/3-Mehrheit kippen. Seit vier Jahren nun gibt Köln mit seinem in jeder Hinsicht sanierungsbedürftigen Opernhaus eine Tragikomödie. Heftig wird um den Intendantenposten gerungen.

1. Akt, 2003: Als Nachfolgerin des von den Konservativen gehassten Günter Krämer wird Barbara Mundel aus Luzern zwar als Opernchefin unter Vorvertrag genommen. Nach einer Intrige des überregional nicht hoch bewerteten, aber in Köln beliebten Generalmusikdirektors Markus Stenz lässt der OB ihr unmittelbar vor Vertragsabschluss absagen. Ersatzweise befördert er einen aus Neustrelitz gekommenen Angestellten Dammann zum Intendanten.

2. Akt, 2005 ff.: Dammann führt die Oper Köln auf einen historischen Tiefpunkt. Ein "Orpheus in der Unterwelt" muss als "unhaltbar" abgesetzt werden. Klaus Maria Brandauers "Lohengrin" gerät zur Lachnummer.

3. Akt, seit Ende 2006: Kulturdezernent Georg Quander rüffelt den überforderten Dammann öffentlich. Dieser besorgt sich einen neuen Job in Lissabon - und plötzlich ist Quander selbst am Intendantenjob interessiert. Die SPD setzt eine hochkarätig besetze "Findungskommission" durch. Dieses Gremium präsentiert den früheren Aachener Generalintendanten Paul Esterhazy sowie Thomas Wördehoff, den Chefdramaturgen der RuhrTriennale: zwei respektable Kandidaten. Der OB und seine Kulturpolitiker befinden, sie würden "nicht zum erwünschten Profil" passen.

4. Akt, gestern: Die SPD und die Grünen plädieren von 9.30 Uhr bis nachmittags für Louwrens Langevoort, den unauffälligen Intendanten der Kölner Philharmonie. Dann spricht der OB Machtworte: Die Findungskommission wird in die Wüste geschickt, Langevoort als potenziell überfordert abgelehnt. Der Kulturdezernent Quander soll nun einen passenden Intendanten-Kandidaten ermitteln - eine skurrile Idee, weil für Quander der einzig qualifizierte Kandidat Quander heißt. Zumindest einige Personalvorschläge sind auf seinem Schreibtisch hängengeblieben. Wäre es nicht Köln, müsste wohl eine schwere Amtspflichtverletzung untersucht werden. Doch in seiner gewieften Brutalität wird dieser Funktionär wohl auch die nächste Runde mit gezinkten Karten aussitzen.

5. Akt, offenes Ende: Kein Regisseur oder Intendant von Rang dürfte in das Haifischbecken am Niederrhein springen wollen. Möglicherweise aber ist genau das gewollt, damit die mediokren örtlichen Kräfte die Sache unter sich ausmachen können. Aus dem Tief wird die Kölner Oper in absehbarer Zeit nicht herauskommen. Der Rhein tritt über seine Ufer. Des-Moll. Vorhang.

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