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IntegrationspolitikZu wenige Migranten studieren

Den Unis fehlten Einwandererkinder, sagt Stefan Hormuth, Chef des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. Den Grund dafür sieht er in der mangelhaften Integrationspolitik.

In Deutschland studieren zu wenige Migranten, kritisiert Stefan Hormuth Bild: dpa

BERLIN taz Der Präsident des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) Stefan Hormuth hat seine Amtszeit mit einem Paukenschlag begonnen. Der oberste Studentenwerber kritisierte, dass die Zahl ausländischer Studierender an deutschen Hochschulen seit 2004 stagniere. Das hänge damit zusammen, dass Deutschland sein Potenzial an so genannten Bildungsinländern nicht ausschöpfe. "Wir brauchen bei den Bildungsinländern eine viel größere Teilnahme am Studium", sagte Hormuth. Bildungsinländer sind hier geborene Migrantenkinder ohne deutschen Pass.

Stefan Hormuth, der zugleich Rektor der Universität Gießen ist, wies darauf hin, "dass es nicht die Aufgabe des DAAD ist, die Bildungsreserven bei den Migrantenkindern zu erschließen". Das sei Folge einer mangelhaften Integrationspolitik, besonders in den Schulen. Der DAAD sei dazu da, Studierende und wissenschaftliche Dozenten aus dem Ausland nach Deutschland zu holen. Die Studienquote bei den Menschen ohne Migrationshintergrund nähert sich der 40-Prozent-Marke, bei den Migranten liegt die Zahl je nach Herkunftsgruppe weit darunter. Nur 9 Prozent der Deutschen mit türkischem Hintergrund machen Abitur, 2,6 Prozent bekommen einen Hochschulabschluss.

Aber auch beim Anwerben von Studierenden aus dem Ausland kommt Deutschland nicht voran, bemängelte Hormuth. Die Gründe seien zum Teil hausgemacht. Zwar habe der Studienstandort Deutschland durch die Millionenspritzen für Eliteuniversitäten an Attraktivität gewonnen. Gleichzeitig drosselten möglicherweise zwei andere Einflüsse die Zuwanderung von Studierenden: die Einführung der Abschlüsse Bachelor und Master sowie die Erhebung von Studiengebühren. Deutschland stehe insgesamt aber gut da - 250.000 ausländische Studierende gebe es. Damit steht Deutschland auf Platz drei im internationalen Vergleich, hinter den USA sowie Großbritannien.

Der neue Chef des Akademischen Austauschdienstes löst Theodor Berchem ab, der 20 Jahre an der Spitze der Einrichtung stand. Hormuth sagte, sein Ziel sei es, die Zahl der weltgereisten Studierenden deutlich auszuweiten. Dazu solle der Etat des DAAD innerhalb von vier Jahren von jetzt 300 Millionen Euro um ein Drittel oder 100 Millionen steigen. Das sei nötig, um den Bedarf Deutschlands an Ingenieuren und Hochqualifizierten zu decken. Zum Beispiel möchte Hormuth den Universitäten künftig Zulagen bezahlen, wenn sie einen ausländischen Professor berufen. Auch seien Reisekostenzuschüsse für Bewerbungen wichtig. "Der Nobelpreisträger Peter Grünberg kam durch einen Reisekostenzuschuss des DAAD in Höhe von 1.234 Mark zurück nach Jülich, wo er seine Forschungen für den Preis unternahm", sagte Hormuth.

Hormuths Generalsekretär Christian Bode forderte die Wirtschaft auf, sich an der Finanzierung von Stipendien für ausländische Studierende zu beteiligen. Die Wirtschaft mache einen Exportumsatz von fast 1 Billion Euro. "Sie profitiert von den angeworbenen Studenten", sagte er, "aber sie gibt uns kein Geld dafür."

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