Integrationsbeauftragter Peter Lehnert: "Lieber mehr Prävention"

Schleswig-Holsteins neuer Integrationsbeauftragter: Peter Lehnert versteht, wenn Betroffene verunsichert sind. Und sieht sich die Dinge lieber selbst aus der Nähe an.

Wenn's damit doch getan wäre: Mit Inhalt will das Wort "Integration" ja auch noch gefüllt sein. Bild: dpa

taz: Herr Lehnert, eines Ihrer politischen Ziele ist der Abbau von Bürokratie - wie passt es da, dass Ihr eigener Posten neu geschaffen wurde?

Peter Lehnert: Wir haben diese Stelle so gestaltet, dass keine zusätzliche Bürokratie entsteht. In keinem anderen Bundesland ist die Funktion des Integrationsbeauftragten so schlank gestaltet.

Trotzdem: Bürokratieabbau sieht anders aus.

Für den Fall, dass jemand diese Debatte führen will, könnte man sich andere Beauftragte anschauen - die Bürgerbeauftragte beispielsweisehat einen weitaus größeren Mitarbeiterstab. Ich übernehme diese Funktion ehrenamtlich und erhalte nur eine Aufwandsentschädigung - 983 Euro im Monat.

Die genannten Beauftragten sind dem Landtag angegliedert und haben eigene Befugnisse. Wie ist Ihre Rolle? Wie stimmen Sie sich mit dem Flüchtlingsbeauftragten Wulf Jöhnk ab?

Wir haben verschiedene Aufgaben - ich kümmere mich schwerpunktmäßig um die Integration der Menschen, die bereits dauerhaft hier leben. Ich bin dem Justizministerium zugeordnet, und kann bei Fragen direkt auf die Fachabteilung zugreifen. Ich kann dem Minister berichten und Empfehlungen geben.

Sie haben früher vor allem verlangt, dass hier lebende Menschen Deutsch lernen. Soll es mehr Sprachkurse geben?

Mein Eindruck ist, dass derzeit ausreichend Sprachkurse angeboten werden. Das Land hat in den vergangen vier Jahren 27 Millionen Euro für vorschulische Sprachförderung bereitgestellt. Dabei müssen wir im Auge behalten, ob das Geld zielgerichtet verwendet wird und entsprechende Erfolge zeigt. Wir werden verstärkt auf die Eltern zugehen müssen - wenn Kinder mit den Eltern bei den Hausaufgaben nur in ihrer Muttersprache reden, kann es zu Rückschlägen kommen. Da werden wir mehr machen müssen - ich habe darüber schon mit dem Vorsitzenden der Türkischen Gemeinde, Dr. Cebel Kücükkaraca, gesprochen.

sitzt seit 1992 für die CDU im Landtag und ist seit 1. Januar Integrationsbeauftragter des Landes. Der Bankkaufmann lebt mit Frau und drei Kindern in Bilsen (Kreis Pinneberg).

Wie sieht es aus mit Sprachkursen für Geduldete?

Ich hätte kein Problem damit, wenn an einem Kurs auch Geduldete teilnehmen. Nur eines sollte klar sein: Wer fünf Baustellen gleichzeitig betreut, kommt nirgendwo weiter. Priorität sollte daher die Sprachförderung für Kinder, Jugendliche und deren Eltern haben.

In keinem anderen Bundesland besuchen so wenig Kinder mit Migrationshintergrund eine Kita.

Die Zahlen kann ich nicht bewerten. Unser Ziel muss es sein, möglichst viele Kinder möglichst früh zu erreichen. Dies könnte am besten über die Kita erfolgen - für die Übrigen müssen wir uns andere Lösungen einfallen lassen, etwa Sprachangebote im Vorschulalter außerhalb der Kita.

Sollen die Migrationssozialberatungsstellen, für viele Migranten Anlaufstellen bei fast allen Fragen, ausgebaut werden?

Auch hier sollte ständig geprüft werden: Sind die Mittel effizient eingesetzt? Oder ist es sinnvoller, in Schule und den Übergang in den Beruf zu investieren? Wenn Jugendliche eine Ausbildung und einen Arbeitsplatz haben, ist schon viel Integration erreicht. In Deutschland sind solche Debatten immer schwierig, weil die Betroffenen, für mich nachvollziehbar, verunsichert sind. Aber wir sollten mehr in Prävention investieren, um später weniger Betreuung zu brauchen.

Sie wollen die Effizienz prüfen - heißt das Gutachten?

Ich sehe mir am liebsten Projekte vor Ort an. Das fehlt oft in der Politik: Man macht große Pläne, aber viele vergessen, sich darum zu kümmern, ob es gut läuft und was konkret passiert.

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