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Inszenierte ErinnerungLehre ausder Leere

Hamburger Kunsträume

von Hajo Schiff

Diese geniale S-Bahn der Linie 3, die in Neugraben ihre Antriebsart wechselt, fährt auch nach Agathenburg. In dem kleinen, idyllisch am Geesthang gelegenen Ort ist in einem alten, in der Schwedenzeit des 17. Jahrhunderts erbauten Schloss seit 25 Jahren eine Kulturstiftung mit Konzerten und Kunst tätig. Anlässlich dieses Jubiläums eröffnet dort am heutigen Samstag (18 Uhr, Herrschaftssaal) eine Ausstellung mit besonderem Bezug auf das kleine Barockschloss: „Interieur. Die Abwesenheit der Dinge“.

Das ist ein gutes Thema. Denn wie so oft in historischen Gemäuern fehlt eine authentisch alte Einrichtung, aus welcher Zeit auch immer. Es bedarf also musealer oder eben künstlerischer Interventionen, dinghafte Vorstellungen zu Geschichte und Nutzung solcher Orte zu entwickeln. Die sechs beteiligten KünstlerInnen Nicole Ah­land, Tobias Heine, Gilta Jansen, Robert Polidori, Simon Schubert und Barbara Camilla Tucholski untersuchen stets leere, oft verlassene Räume auf ihren physischen, emotionalen und assoziativen Gehalt. Lediglich Spuren verweisen noch auf die vielen ehemaligen oder auch denkbaren zukünftigen Nutzer.

Es geht also darum, in den Schlossräumen eine Lehre aus der Leere zu ziehen. Gezeichnete, abgeformte oder anderweitig ins Bild gebrachte Details des Hauses werden mehrdeutig und treffen auf Erinnerungen an andere einst herrschaftliche Stätten, sei es aus dem ehemals sozialistischen Osten oder Frankreich, wie die Mutter aller Prunkinszenierungen, das Schloss von Versailles.

Statt ehemals prächtiger Ausstattungen bieten sich nun neudefinierte Assoziationsräume. Mehrdeutige Fotografien und duplizierte Räume verwirren, Absperrbänder wollen den Weg der Rezeption ausrichten, Tierfelle, Tische und Sand erzählen in theatralischer Materialkombination Geschichten zwischen Repräsentation und Privatheit.

Mit Möglichkeiten zu spekulieren kann interessanter sein als historisch echte Belege zu studieren – nur um dabei herauszubekommen, das auch die schon interpretierende Artefakte sind.

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