piwik no script img

Insolvenz durch WirtschaftskriseWieder mehr Firmenpleiten

Dieses Jahr wird die Zahl der Unternehmensinsolvenzen steigen. Bisher waren hauptsächlich kleine Betriebe betroffen. Doch es sind immer mehr größere dabei.

Trotz vieler Kneipenpleiten warnt die Dehoga vor Hysterie und Panik in der Branche. Bild: dpa

Die Wirtschaftskrise macht sich nun auch bei der Zahl der Firmenpleiten bemerkbar: Dieser Konjunkturindikator stieg im Februar erstmals seit einem Jahr an. Knapp 2400 Unternehmen in Deutschland meldeten Insolvenz an - 1,2 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch bekanntgab. "Man könnte fast schon von einer Trendwende sprechen", sagte ein Sprecher der Behörde. Nachdem im vergangenen Jahr die Zahl der Insolvenzen zurückgegangen war, werde sie 2009 voraussichtlich steigen. Die nächsten Quartalsmonate müsse man jedoch noch abwarten. Nordrhein-Westfalen konnte noch keine aktuellen Zahlen liefern. Dennoch ist die Einschätzung der Gesamtentwicklung dem Bundesamt nach repräsentativ.

Bei den Verbraucherinsolvenzen verzeichneten die Statistiker einen Rückgang um 7,6 Prozent. Die Wirtschaftsauskunftei Bürgel nimmt jedoch an, dass 2009 und 2010 mehr Verbrauchern als im Vorjahr das Geld ausgehen wird.

Die Pleiten von großen Unternehmen mit über 100 Beschäftigten haben sich im Vergleich zum Vorjahresmonat von 12 auf 20 nahezu verdoppelt. In 80 Prozent der zahlungsunfähigen Unternehmen arbeiten jedoch fünf oder weniger Beschäftigte. 20 Prozent sind Einmannbetriebe. Anja Huth, Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit, rechnet ebenfalls damit, dass es 2009 mehr Pleiten als erwartet geben wird. "Wir müssen davon ausgehen, dass wir Mehrausgaben haben werden."

Fast zwei Drittel der Pleiten trafen wie in den Vormonaten die Branchen Handel, Bau und Gaststätten. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband warnte dennoch vor "Insolvenzpanik und Hysterie". Man gehe zwar in der Branche von einem weiteren Ansteigen der Insolvenzzahlen aus. Doch könnten Hotels und Restaurants ihr Angebot flexibler anpassen als andere Branchen. Die Finanzierung sei aber schwieriger geworden.

Ähnlich sieht dies Eberhard Vogt, Sprecher des Bundesverbandes mittelständischer Wirtschaft. "Wir wissen, dass es bei der Finanzierung teilweise klemmt." So sei von den verbilligten Krediten der staatlichen KfW-Bank bisher kaum etwas angekommen. Von dem 40 Milliarden Euro umfassenden Kreditprogramm wurden bisher nur rund zwei Milliarden in Anspruch genommen. Vogt macht dafür die Kreditbedingungen verantwortlich. Unternehmen müssen nachweisen können, dass sie erst ab dem 1. Juli 2008 in Schwierigkeiten geraten sind. Zweitens müssen sie eine Kreditwürdigkeitsprüfung überstehen. "Da beißt sich die Katze in den Schwanz", sagte Vogt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • B
    BENHUR

    Statt die Billionen in Abwrackprämien und Opelrettungsmanöver und dergleichen zu stopfen, sollten Konjunkturprogramme neue Arbeitsplätze in 3 Bereichen fördern:

     

    1. Pflegeberufe

     

    2. Pädagogische Bereiche (Kitas, Schulen etc.)

     

    3. Umweltschutz, v. a. Ausbau erneuerbarer Energien,

    z. B. Geothermie in der Größenordnung von mindestens 5 GW Leistung (verteilt auf die BRD in mehreren Hundert Geothermiekraftwerken), sowie mindestens 20% aller Dachflächen mit Solaranlagen auszustatten und mindestens 2 GW offshore Wellen- und Windkraft in Nord- und Ostsee zu installieren.