piwik no script img

Insiderhandel in den USAGoldman-Sachs-Aufsichtsrat angeklagt

Rujat Gupta muss vor Gericht. Es könnte sich um den größten Insiderhandel-Skandal der USA handeln. Der ehemalige Aufsichtsrat von Goldmann Sachs weist alle Vorwürfe zurück.

Gupta (M.) und sein Anwalt Naftalis (r.) vor dem Gericht in New York. Bild: reuters

NEW YORK dapd | Ein früheres Aufsichtsratsmitglied der US-Großbank Goldman Sachs muss sich wegen Insiderhandels vor Gericht verantworten. Der 62-jährige Rujat Gupta stellte sich am Mittwochmorgen in New York der Polizei.

Noch am selben Tag erhob ein Bundesgericht gegen ihn Anklage. Ihm wird vorgeworfen, zusammen mit dem bereits verurteilten Hedgefonds-Gründer Raj Rajaratnam die Finanzmärkte betrogen zu haben. Gupta erklärte sich für nicht schuldig und wurde gegen Zahlung einer Kaution in Höhe von zehn Millionen Dollar zunächst freigelassen.

Dem gebürtigen Inder wird vorgeworfen, auf dem Höhepunkt der Finanzkrise vertrauliche Informationen über Goldman Sachs sowie über seinen vorherigen Arbeitgeber Procter & Gamble weitergegeben zu haben. Es soll sich dabei um den größten Insiderhandel-Skandal der US-Geschichte handeln. Guptas Anwalt bezeichnete die Anschuldigungen hingegen als "vollkommen gegenstandslos".

Abgehörten Telefonaten zufolge informierte der Angeklagte seinen Partner Rajaratnam 23 Sekunden nach Ende einer Vorstandssitzung im Jahr 2008 darüber, dass Goldman vor seinem ersten Quartalsverlust seit 1999 stehe und empfahl ihm, seine Goldman-Aktien zu verkaufen. Guptas Anwalt erklärte demgegenüber, sein Mandant habe nur rechtmäßige Gespräche mit Rajaratnam geführt.

Im Zusammenhang mit mutmaßlichem Wertpapierbetrug sind sechs Anklagepunkte gegen Gupta anhängig. Gupta habe das Vertrauen einiger der hochrangigsten Börsenunternehmen des Landes missbraucht, sagte der US-Bundesstaatsanwalt in Manhattan, Preet Bharara. Gupta sei "in den Vorstandsetagen zu den illegalen Augen und Ohren für seinen Freund und Geschäftspartner Raj Rajaratnam geworden, der durch Guptas Pflichtverletzungen enorme Profite einfuhr", erklärte er.

Als Prozessbeginn wurde am Mittwoch der 9. April festgelegt. Im Falle einer Verurteilung drohen dem 62-Jährigen bis zu 105 Jahre Haft. Bis auf Weiteres darf er die USA nicht verlassen.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!