■ Standbild: Ins Familiäre genötigt
„Wetten, daß ...?!“, Samstag, 20.15 Uhr, ZDF
Am Ende ist er wieder da, wo er mal hergekommen ist: im Osten. Zuhause eben, bei der Familie. Und das sei ein schönes Gefühl, strahlt Lippi die treuen Rostocker an, die ihm einen Auftrittsapplaus bescheren, der sich gewaschen hat: 1 min, 40 sec. Das soll dieser Weltenbummler Gottschalk erst einmal hinkriegen.
Es ist Wolfgang Lipperts Abgang. Aber er will würdig gehen. Und deshalb noch eine letzte „affenstarke Sendung“ machen. Seine Frau hat ihm dafür ein riesiges Plüschtier geschenkt, und auch das ZDF hat sich nicht lumpen lassen: Hatte sich Lippi doch lange beschwert, ihm fehlten die illustren Gäste, durfte sich der Automechaniker mit den Distanzproblemen nun einem Star nach dem anderen auf den Schoß setzen: Daß Henry Maske, Weltmeister im Halbschwergewicht, nun als Ostler sogar zum „Sportler des Jahres“ gekührt wurde, findet Lippi „riesig“, daß der Spielshow-Dauerstargast Eberhard Ginger immer noch 64 Reckschwünge hinkriegt, ist „bärenstark“ – und alle, die es wagen, sich zu Lippert auf die Couch zu setzen, werden gnadenlos gedrückt und geherzt. Die Operndiva Motserrat Caballe, weil sie so lieb und witzig ist, Witta Pohl, weil sie so grätzig in ihrer Ecke schmollt.
Wer sich partout nicht betatschen lassen will, wird eben mit privaten Fragen ins Familiäre genötigt. Da wundert man sich am Ende schon, wer so alles Frau und Kind zuhause hat. Selbst Phil Collins kommt um das Geständnis der Nachkommenschaft nicht drumrum. Aber so ist der Ostler eben: etwas lieber, etwas familienbewußter – und etwas leichter abzuwickeln.
Irgendwann einmal sind dann doch alle Telefonbücher zerrissen, die Sendezeit ist um, der Abschied nicht mehr hinauszuzögern: „Vielen Dank an alle, die mir die Treue gehalten haben über die gesamte Zeit“ verabschiedet sich Lippi, der in den letzten Wochen immer wieder betonte, bei „Wetten, daß...?!“ auch viel gelernt zu haben. Und so faßt er dann die Essenz des Unterhaltungsfernsehens am Ende in einem Satz zusammen, an den noch so mancher Gottschalk late night denken wird: „Das ist nämlich das Allerwichtigste im Fernsehen“, so Lippert, „daß man Menschen hat, die die Sendungen schauen, die man selber macht.“ Da sage noch einer, Fernsehen bilde nicht. klab
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