piwik no script img

Ins Amt opportuniert

Daum soll doch den Bundesdeppen machen, verkündet der Kaiser Franz, und Babbel verübt Revanchefouls

BERLIN taz ■ Eine Woche ist es nun schon her, das 0:3 gegen Portugal, der sangesmächtige Abschied der Tiroler Antons von ihrem Quartier in Vaals und der EM. Noch immer geht es im deutschen Fußball jedoch zu wie in einem Shakespeare-Drama, einer Goldoni-Komödie und einem Beckett-Stück zugleich.

Erinnyenhaft fallen Spieler wie Markus Babbel über den ehemaligen Teamchef Ribbeck her, Fachzeitschriften enthüllen seltsame Komplotte im Vorfeld der EM (Mallorca!), als ein Bayer-Bayern-Verbund angeblich gegen besagten Erich Ribbeck „opportunierte“ (dpa) und Lothar Matthäus zum Bundestrainer erheben, ihn aber keinesfalls auf dem Spielfeld sehen wollte.

Während die Mutmacher der Nation emsig behaupten, die Mannschaft sei eigentlich gar nicht so schlecht, wo doch jeder, der Augen hat, sieht, dass kein deutscher Spieler in irgendeines der Halbfinalteams hineinkäme, bestimmt vor allem die Trainersuche das Bild. Gestern sprach nun der Kaiser persönlich ein Machtwort: Leverkusens Christoph Daum soll es machen, wenn es denn sein muss, in Gottes Namen auch in Doppelfunktion, verfügte Beckenbauer. Hauptsache, er selbst muss es nicht machen.

Langsam wird sogar der Bayer-Konzern weich – wahrscheinlich fürchtet er einen landesweiten Aspirin-Boykott – und Manager Calmund eilte flugs zu Daum nach Mallorca (sic!), um schnell noch einen Dreijahresvertrag mit dem Umworbenen abzuschließen. Wenn sie ihn schon an den DFB verkaufen, dann so teuer wie möglich. MATTI

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen