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■ InnsbruckOlympiawatschen

Berlin (taz) – So kann man es auch machen: Zuerst die EinwohnerInnen entscheiden lassen, dann handeln. So erübrigt sich das Handeln manchmal. Wie im Falle Innsbruck.

Unter dem goldenen Dacherl votierte die Bevölkerung eindeutig gegen Olympia im Jahre 2002 und, weil's so schön war, auch gleich gegen die Austragung der Spiele im Jahre 2006. Bei der Volksbefragung stimmten 73,11 Prozent gegen eine dritte Austragung der Winterspiele nach 1964 und 1976 in Innsbruck. Nicht einmal ein Drittel war dafür. Die Beteiligung war mit knapp 45 Prozent unerwartet hoch. Die Tiroler Tageszeitung sprach auch von einer „Olympiawatschen“.

Das Ergebnis wird von den Olympiabefürwortern eher als eine politisch motivierte Abfuhr für den Innsbrucker Bürgermeister Romuald Niescher gewertet. „Der Ärger über die derzeitige Stadtführung ist so groß, daß die Olympiabefragung zur erstbesten Gelegenheit des Bürgerprotests wurde“, konstatierte das Blatt. Auch die Innsbrucker Sportler, die sich für die Olympiabewerbung stark gemacht hatten, zeigten sich enttäuscht. So warf der Eisschnelläufer Michael Hadschieff, 1988 zweifacher Olympia-Medaillengewinner über 10.000 und die 1.500 Meter, den Innsbruckern vor, nicht über Olympia, sondern über die Stadtführung entschieden zu haben. Die Olympiagegner hatten argumentiert, mit neuen Spielen einen „ökologisch verheerenden Touristenboom“ auslösen zu wollen. Die Stadtverwaltung hatte dagegen gehalten, durch die Spiele mehrere hundert dringend benötigter Wohnungen bauen zu können.

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