verpasst? : Innereien
„Der Sitz des Bösen“, Mi., 23.00 Uhr, ARD
Der Sitz des Bösen ist nun also ausgemacht: Es steckt in unseren Hirnen und nicht etwa in Afghanistan. Man muss keine Armeen in Gang setzen, sondern könnte es mit Tabletten und Skalpellen in den Griff bekommen – wenn man der Hirnforschung vertraut.
„Ausmerzen“ könnte man das Böse. Die Hirnforschung macht dort weiter, wo die Nazis aufhören mussten, den Nachweis für einen Zusammenhang zwischen frühkindlicher Prägung und Hirnstruktur liefert also bloß die Strauchratte. Aber eigentlich ist es auch völlig egal, wie Tilman Achtnichs Versuch, der Frage „Entstehen Verbrechen im Gehirn?“ nachzugehen, bei den Zuschauern angekommen ist: Wir sind ohnehin nicht Herren unseres Hirns. Gerhard Roth, Deutschlands renommiertester Hirnforscher erklärte: „Unser freier Wille ist eine Illusion, ein Trick des Hirns, der uns die Welt erträglich macht.“ Diese Fernsehkritik ist auch bloß Ergebnis der biochemischen Vorgänge im Hirn des Rezensenten, laut Kernspin verzeichnete dessen „Sozialbereich“ während des Verfassens keinerlei Aktivität. Er kann nichts dafür. MRE