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Innere SicherheitBremer Kirchenasyl verletzt

■ Bremer Polizei hat versucht, armenischen Flüchtling festzunehmen

Die Situation der armenischen Christen, die sich in Bremen in der Obhut von Kirchiengemeinden befinden, hat sich zugespitzt. Bereits am Dienstag hätten Polizisten versucht, den Familienvater Manuk Gülo in der Wohnung seiner Familie festzunehmen. Das teilte Renate Wolf von der Matthäus-Gemeinde am Donnerstag mit. Die Polizisten seien uniformiert gewesen, deshalb habe der Mann sie erkannt und flüchten können. Er sei inzwischen wieder im Kirchenasyl.

Um einer Abschiebung vorzubeugen, sei auch das Versteck einer anderen Familie im Kirchenasyl gewechselt worden. Ein älteres Ehepaar, dem ebenfalls der Schutz der Kirche zugesagt worden sei, hat wegen einer Erkrankung der Ehefrau von der Innenbehörde eine auf sechs Monate befristete Duldung erhalten. Damit befinden sich zur Zeit fünf Menschen im Kirchenasyl.

Stefan Luft, persönlicher Referent von Innensenator Ralf Borttscheller (CDU), habe ihm gegenüber erklärt, daß eine Polizei-Aktion zur Festnahme von Manuk Gülo in der Innenbehörde nicht bekannt sei, sagte Pastor Horst Janus, theologischer Referent beim Kirchenausschuß. Renate Wolf hält dagegen an ihrer Darstellung des Geschehens fest, das von Heinz Hermann Brauer, dem Präsidenten des Kirchenausschusses mit „Enttäuschung und Empörung“ zur Kenntnis genommen wurde. Es sei unverständlich, daß der Innensenator nicht von der Möglichkeit Gebrauch mache, die Abschiebung dieser Personen um sechs Monate hinauszuschieben, damit in dieser Zeit die Situation für die christlichen Armenier weiter geklärt werden könne. Die Kirche biete Informationen dazu an.

Janus bezeichnete es als „im Höchstmaß zynisch“, daß sowohl die Ehefrau und die beiden Kinder von Manuk Gülo, nachdem für das in Deutschland geborene jüngste ein Asylantrag gestellt worden sei, geduldet würden, der Vater aber nicht. Während die Behörde diesen neuen Asylantrag als Trick werte, um das Verfahren zu verlängern, sei die Kirche der Ansicht, daß christliche Armenier in der Türkei keinerlei Lebensperspektiven hätten, sagte Janus. epd

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