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Inka Grings ist zurückDer Ein-Frau-Sturm

Inka Grings ist wieder fit - und wird wohl einzige Stürmerin im EM-Viertelfinale gegen Italien. Dabei war sie lange Zeit völlig außen vor unter Bundestrainerin Silvia Neid.

Sie bilden das dynamische Duo im deutschen Angriff: Inka Grings (links) als Spitze und Birgit Prinz im offensiven Mittelfeld. Bild: dpa

LAHTI taz | Einen lauschigen See wie im Vorrundenstandort Tampere haben Deutschlands Fußballerinnen in Lahti nicht vor der Haustür. Dafür sind sie jetzt richtig nah dran am - ruhigen - Puls des finnischen Lebens. Am Dienstag ist die DFB-Delegation in der Wintersportmetropole, Schauplatz des EM-Viertelfinals am Freitag zwischen Deutschland und Italien (15 Uhr, ZDF), eingetroffen. Und nun sitzt Inka Grings im Hotel-Foyer, breitet die Arme aus und verkündet: "Mitten in der City. Das komplette Gegenteil von dem, was Tampere zu bieten hatte." Und schiebt nach: "Es ist auszuhalten, wirklich nichts Dramatisches. Es gibt auf jeden Fall Schlimmeres."

Zum Beispiel ihre Verletzung am linken Knie, zugezogen bei ihrem 1:0-Siegtor im letzten Gruppenspiel gegen Island am Sonntag. Am Dienstag fühlte sich Grings dann "echt noch arg eingeschränkt", ehe Bundestrainerin Silvia Neid gestern erleichtert verkündete: "Bei ihr sieht es gut aus." Eine bedeutsame Mitteilung - hatte Neid doch gerade beim mühevollen Erfolg über Island gemerkt, was sie an ihrer Stürmerin hat.

"Ganz offensichtlich ist Inka Grings eine sehr wichtige Spielerin für uns", lautet eine zentrale Erkenntnis der Cheftrainerin aus dem bislang schwächsten EM-Auftritt der Titelverteidigerinnen. Nun musste also nur noch Birgit Prinz rechtzeitig gesunden. Die laborierte am Donnerstag noch an einem Bluterguss im Knöchel. Doch klar ist: Ein körperlich intaktes und eingespieltes Offensiv-Duo Grings/Prinz wäre im Erfolgsfall auch mit Blick auf das weitere Turnier von großer Bedeutung. Denn läuft alles normal, erwartet das DFB-Team im Halbfinale am Montag gegen Schweden ein vorgezogenes Endspiel.

In Finnland lässt Silvia Neid bevorzugt mit dem Ein-Frau-Sturm Inka Grings vom FCR Duisburg und der Frankfurterin Prinz in deren Rücken spielen. Im Gegensatz zu Grings (bislang zwei EM-Treffer) wartet die selbstkritische Prinz ("Sicherlich fehlt mir ein bisschen Spielpraxis") beim Turnier noch auf ihr erstes persönliches Erfolgserlebnis. Dass darüber schon wieder eifrig diskutiert wurde, geht der 195-maligen Nationalspielerin "ehrlich gesagt auf die Nerven".

Inka Grings meint dazu: "Ich fühle mich wohl in meiner jetzigen Rolle, ich fühle mich auch mit Birgit wohl." Sie betont allerdings auch: "Wir versuchen sicherlich, noch enger zusammenzuarbeiten. Aber wir beide sind da sehr zuversichtlich." Luft nach oben haben die offensiven Stammkräfte im DFB-Team also noch. Wobei die von Haus aus extrem defensiven Italienerinnen eine spezielle Herausforderung für das Duo darstellen dürften.

"Italien agiert sehr destruktiv, spielt nur auf Konter", lautet das Urteil von Silvia Neid, das Inka Grings jedoch einerlei ist. "Mir ist egal, wie Italien spielt", meint Deutschlands Fußballerin des Jahres 2009 (vor Birgit Prinz, die den Titel zuvor 8-mal in Folge einheimste). Denn: "Ich habe immer betont, dass wir lieber auf uns schauen sollten."

Sie selbst war lange von der internationalen Bühne verschwunden. Zwischen Oktober 2005 und Februar 2009 klafft eine Lücke in der Länderspielliste der Inka Grings. Zwischen der gelernten Bürokauffrau und der Bundestrainerin herrschte lange Zeit Funkstille. Vor den Olympischen Spielen in Peking verpasste Grings zwei Leistungstests, reichte ihre Unterlagen fürs China-Visum nicht rechtzeitig ein.

Bei einem Gespräch zwischen ihr, Silvia Neid und Duisburg-Trainerin Martina Voss im Winter wurden die Dissonanzen dann aus der Welt geschafft. "Rein sportlich waren diese dreieinhalb Jahre verlorene Zeit für mich. Aber ich habe daraus gelernt", blickt Inka Grings nun zurück - und relativiert sogleich: "Es gab sicherlich schlimmere Sachen in meinem Leben, die ich wirklich als verlorene Zeit bezeichnen würde."

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