Infrastruktur am Hafen: Container mit Garnierung
Ein Ideenwettbewerb zum Hafenausbau in Hamburg zeigt: Die Zukunft gehört wohl doch den Blechkisten, allerdings mit Öko-Energie. Pfiffige Ideen am Rande.
Am Container führt bei einem künftigen Hafenausbau wohl kein Weg vorbei. So lässt sich das Ergebnis eines Markterkundungsverfahrens lesen, mit dem die Hamburg Port Authority (HPA) untersuchen ließ, wie ein zentrales Stück des Hamburger Hafens modernisiert werden könnte. Zu den pfiffigsten Ideen gehören eine 20 Meter hohe Lärmschutzwand in Form eines Wasserfalls, ein Terminal ohne Fahrzeuge und eine "Umsteigemöglichkeit" für Container von einem Zug zum andern.
Die prämierten Vorschläge glichen sich in vielen Punkten. Drei von vier sehen einen effizienten, weitgehend automatisierten Containerterminal fast ohne LKW vor. Ein weiterer ergänzt diesen um ein Mehrzweckterminal. Den Wettbewerbsvorgaben entsprechend wollen alle Öko-Energie erzeugen und das Terminal für Besucher erlebbar machen - in der Regel durch Aussichtsplattformen.
Der erste Preis ging an Royal Haskoning für ein Containerterminal, dessen Energie fast komplett durch Solar-, Wind- und Strömungskraftwerke im Plangebiet gewonnen wird. Dazu kommen ein Park und die Lärmschutzwand aus Wasser. ETC Delta Terminal als zweiter Preisträger wartete mit einer Traverse auf, mit der sich Loks auf dem Terminalbahnhof zwischen Gleisen verschieben lassen. Die Firma Buss, die bereits in dem Gebiet ansässig ist, lieferte ein speziell zugeschnittenes Konzept dessen, was sie heute schon betreibt: ein Mehrzweckterminal.
Der Hamburger Hafen hat unter der Wirtschaftskrise gelitten.
Umschlagsrückgang: Über alle Ladungsarten hat Hamburg 2009 gegenüber dem Vorjahr in Tonnen 21 Prozent eingebüßt; bei den Containern (TEU) waren es 28 Prozent. In Europa liegt Hamburg jetzt hinter Rotterdam und Antwerpen aber vor Bremen.
Die Wachstumsprognosen sind gedämpft worden. Schon in diesem Jahr sollten 14 Millionen Container statt den tatsächlichen sieben abgefertigt werden können.
Die kühnsten Ideen präsentierte der zweite Träger des dritten Preises. Die Beratungsfirma Transcare schlägt für Besucher einen "Skywalk" über dem Blocklager und eine Seilbahn über der Elbe vor. Die Container sollen ähnlich wie auf Flughäfen auf einem Rollenbett zwischen den Kränen und dem Blocklager hin und her geschoben werden. Für den Abtransport setzt Transcare-Chef Ralf Jahncke ganz auf die Bahn. Er schlägt einen zweiten Bahnhof am Terminal vor, der nur dazu dienen soll, Container von einem Zug auf den anderen "umsteigen" zu lassen. Auf diese Weise lasse sich das Rangieren sparen und die Bahn effizienter nutzen.
"Wir werden Elemente aus vielen Konzepten übernehmen", sagte Jens Meier, Chef der HPA, der weiterhin zur Stadt gehörenden aber umfirmierten Hafenbehörde. Die Ideen flössen in einen Hafenentwicklungsplan ein, den der Senat und die HPA im Herbst vorstellen wollen.
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