: Informant unbekannt
■ Bad Kleinen: „Spiegel“-Redakteur gibt den Namen des Polizisten nicht preis
Schwerin/Mainz (AP/dpa/taz) – Der Informant des Hamburger Nachrichtenmagazins Der Spiegel, der im Zusammenhang mit der Polizeiaktion vom 27. Juni in Bad Kleinen von einer regelrechten Hinrichtung des mutmaßlichen RAF-Mitglieds Wolfgang Grams berichtet hatte, bleibt weiter unbekannt. Der Schweriner Oberstaatsanwalt Ernst Jäger teilte Freitag auf Anfrage mit, der am Vortag vernommene Spiegel-Redakteur Hans Leyendecker habe die Identität des Zeugen nicht preisgegeben.
Den Appell des Nachrichtenmagazins an den Informanten, sich selbst den Behörden zu offenbaren, hat der Mann bislang offenbar nicht befolgt. Er soll selbst als Mitglied der Sicherheitskräfte in Bad Kleinen gewesen, aber nicht Mitglied der Antiterrorgruppe GSG 9 sein. Ende letzter Woche erweiterte die Staatsanwaltschaft das laufende Ermittlungsverfahren zum Tod des 40jährigen Grams auf zwei namentlich bekannte GSG-9- Beamte. Sie sollen nach Aussagen der sogenannten „Monitor“-Zeugin aus unmittelbarer Nähe auf den regungslos daliegenden Grams geschossen haben.
Auch die Aussage der Kioskverkäuferin Joanna Baron, die von ihrer Verkaufsstelle aus in unmittelbarer Nähe der Bahnsteige 3 und 4 das Geschehen verfolgt haben will, sei noch nicht durch weitere Ermittlungsergebnisse erhärtet, sagte Jäger. Baron hatte als Augenzeugin der Aktion ebenfalls gesagt, Grams sei von mehreren Beamten aus nächster Nähe gezielt erschossen worden.
Jäger rechnet mit einer endgültigen Bewertung der Ereignisse in Bad Kleinen nicht vor Oktober. Die Schweriner Staatsanwaltschaft könne ihre Bilanz erst nach Vorlage des wissenschaftlichen Gutachtens der Züricher Stadtpolizei abschließend erarbeiten. Der Bericht werde Ende September erwartet.
Der rheinland-pfälzische CDU- Fraktionschef Hans-Otto Wilhelm will die Einsetzung eines Untersuchungsausschusses beantragen, falls Innenminister Walter Zuber (SPD) die „offenen Fragen“ zum Einsatz des V-Mannes Klaus Steinmetz nicht beantwortet.
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