: Infantile Kritikerpose
■ betr.: „Mehr trüb als astral: Van Morrison in der Freilichtbühne Wuhlheide“, taz vom 28. 7. 98
Der Kritiker ist so ignorant, daß es an ein Wunder grenzt, daß er überhaupt einen Text zu Papier bringen kann. Man zweifelt, ob er überhaupt bei dem Konzert anwesend war, und nur aufgrund der Tatsache, daß ihm irgendwie doch aufgefallen sein muß, einen unwiderbringlichen Moment in der Musikgeschichte, ein rares, nur allzu rares Konzert eines der größten Bluessänger miterlebt zu haben, einen Abend, an dem für kurze Augenblicke die Zeit stehenblieb, glaubt man ihm doch, daß er da war.
Gemerkt hat er es aber nicht wirklich „(Die Sonne weigert sich beharrlich unterzugehen), gelangweilt hat er sich. An einer Konzertkritik ist die Kritik der Konzertbesucher so ziemlich das Unwichtigste. Die alberne Pose (des ewig Jugendlichen) der meisten Gäste ist sicher ebenso peinlich wie die infantile Pose des Kritikers. Sechs, setzen! Martin Brose
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