: Indianer ohne Fluß
■ Die Verträge gelten, „solange das Gras wächst und das Wasser fließt“
Fort-Berthold-Indianerreservat (ap) - der weiße Mann, der den Indianern das Land und das Wasser nahm, versprach ihnen, daß die Verträge so lange gelten würden, „solange das Gars wächst und das Wasser fließt“. In diesem Jahr wächst aber kein Gras, und kein Wasser fließt im Fort-Berthold -Indianerreservat im US-Staat North Dakota. Die verheerende Sommerhitze und das Ausbleiben des Regens hat bei den etwa 4.000 Mitgliedern dreier miteinander verbundener Stämme des Reservats die Überzeugung hinterlassen, daß die seit langem gebrochenen Versprechungen der Regierung dazu beigetragen haben, eine Lebensart zu zerstören, die es ihnen erlaubt hätte, die Dürre zu bekämpfen.
Die Älteren, die bei 41 Grad Hitze unter wolkenlosem Himmel auf den sonnenverbrannten Steilufern des Missouris zu leiden haben, erinnern sich noch gut an die Dürren der 30er Jahre vor dem Bau der großen Dämme. Damals lebten die Mandans, Hidatsas und Arikara-Indianer im Flußtal, und sie waren während der Großen Depression in den 30er Jahren fast autark.
Danks, ein 61 Jahre alter Indianerrancher, muß heute, wie alle Stammesangehörigen, hoch über dem Sakakawea-See auf einer baumlosen und flachen Prärie leben. Dort gibt es keine Bewässerung. In einem kargen Jahr mit normalem Niederschlag können seine 300 Kühe und deren Kälber gerade überleben. Danks‘ fünf Söhne mußten, wie etwa die Hälfte der Stammesangehörigen, versuchen, anderswo einen Job zu finden. Alle hatten es auch mit der Viehzucht versucht. Aber zurückliegende Dürren und unerbittlich eingetriebene Schulden ließen sie verzweifeln. Heute sind sie als Bauarbeiter im ganzen Lande unterwegs.
In den 50iger Jahren beschloß der Kongreß, den riesigen Garrison-Damm auf das Indianerland zu bauen, einer von fünf Dämmen, die den Missouri zähmen sollen. Die Regierung begründete den Bau, um Überflutungen flußabwärts zu verhindern, einen schiffbaren Kanal zu schaffen und Strom zu erzeugen.
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