: Index on Censorship
„Der Dschungel ohne Tiere“ hieß Guillermo Martinez' prämierter Kurzgeschichtenband, und seine Beschreibung Argentiniens während des „schmutzigen Krieges“ zwischen Militärregierung und Guerilla hat tatsächlich etwas von einem Blick ins Bestiarium.
Gordon Brotherstone hingegen, Professor für Spanisch und Portugiesisch an der Universität Bloomington, Indiana, berichtet von Versuchen lateinamerikanischer Dichter, sich die Sprachen der indigenen Völker wieder anzueignen, die unter dem Spanisch der Conquistadoren begraben liegen. Interessanterweise war es gerade das mit großem Pomp begangene Entdeckungsjubiläum 1992, „500 Jahre Lateinamerika“, das diese Initiativen in Gang setzte. Eine Konferenz mit Repräsentanten von über 100 Völkern in Quito hatte zwei Jahre zuvor schon das bemerkenswerte Projekt begonnen, „über 500 Jahre Unterdrückung und Ausbeutung“ Erfahrungen auszutauschen. Markige Deklarationen wurden verfaßt: „Wir haben den Kampf gegen diese Unterdrückung, wie sie uns durch den Einfall der Europäer in das Land unserer Ahnen auferlegt wurde, nie aufgegeben.“ Von der „Bekräftigung der Maya-Identität bis zur Entdeckung der Hieroglyphen- Texte der Städte der klassischen Periode von vor 1.500 Jahren werden nun eigene Traditionen zurückverfolgt.
Die türkische Soziologin Nilüfer Göle, der taz schon lange keine Unbekannte, erläutert, was es mit dem Typus der „intellektuellen Islamistin“ auf sich hat. In ihrem Buch „Republik und Schleier“ gab sie Einblick in die Reibeflächen zwischen Kemalismus und islamischer Tradition.
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