: In hohem Maße mediengesteuert
betr.: „Heute ist Girls’ Day“ von Claudia Pinl, taz vom 27. 4. 06
Dass der Anteil junger Frauen in männlich dominierten Berufen stagniert oder gar sinkt, hat nicht nur die in dem taz-Report genannten Ursachen. Hinzu kommt: Kinder und Jugendliche sind in einem hohen Maße mediengesteuert. Das weibliche Rollenbild, welches neben der Modebranche insbesondere die Unterhaltungsindustrie an 365 Tagen im Jahr vermittelt, reduziert Mädchen und Frauen auf ihr äußeres, die weiblichen Attribute betonendes Erscheinungsbild. Das ist bewusstseinsprägender als ein Girls’ Day im Jahr. Die „Retraditionalisierung“ ist daher sicher auch die Folge dessen, was sich – geradezu gegenläufig zur Absicht des Girls’ Day – im Unterbewusstsein von Mädchen zum Zeitpunkt ihrer Berufswahl niedergeschlagen hat: die vermeintliche Unvereinbarkeit dieser ihnen durch Mode und Medien vermittelten „Weiblichkeit“ mit einem „Männerberuf“. Dass der Frauenanteil unter den Auszubildenden im Bereich Mediengestaltung um über die Hälfte gestiegen ist, kommt sicher nicht von ungefähr, sehen die Mädchen/jungen Frauen ihr Rollenbild doch gerade in den Medien vertreten.
Bleibt nur zu hoffen, dass den zukünftigen Mediengestalterinnen noch das nötige Licht aufgeht, um den Girls’ Day nicht vollends zu einer Alibiveranstaltung verkommen zu lassen; denn zu was Medienfrauen in Sachen Emanzipation und so genannter Weiblichkeit fähig sind, hat die „Tagesschau“-Sprecherin Eva Hermann gerade bewiesen. Wider oder ohne besseres Wissen? Eins so schlimm wie das andere. ELSE HEUSER, Marburg