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In eigener SacheVorkämpfer der Völkerverständigung

■ Die Intertaz erscheint wieder: mit einem neuem Konzept und neuem Layout

Nach einer dreimonatigen Pause gibt es die Intertaz wieder mit einem neuen Layout. Seit vier Jahren stellt die taz alle vierzehn Tage diese zwei Seiten zur Verfügung, damit über das berichtet und diskutiert werden kann, was in der deutschen Presse im allgemeinen eher am Rande und fast nur als ein Problem abgehandelt wird: die Einwanderung nach Deutschland oder, anders formuliert, Deutschland als Einwanderungsgesellschaft.

Ob das Problem dabei Deutschland ist oder die Einwanderung, darüber mögen die Meinungen auseinandergehen. Einig jedoch ist man darüber, daß das Thema Einwanderung in dieselbe Kategorie gehört wie Umweltverschmutzung, Arbeitslosigkeit und Kriminalität. In Meinungsumfragen wird diese Betrachtungsweise regelmäßig bestätigt. Einwanderung taucht in der Sorgentabelle der Deutschen meistens weit oben auf.

In der Intertaz ging es und geht es nicht darum, dieses als Problem empfundene Phänomen schönzureden. Probleme sind ja in Deutschland nichts Negatives an sich. Sie werden gepflegt und getätschelt. Also sollten sich die Einwanderer vielleicht gar nicht dagegen wehren, als Problem angesehen zu werden. Vielleicht sollten sie sich sogar darum bemühen, von einem eingebildeten Problem zu einem wirklichen zu werden. Zu einem Problem, das zu dieser Gesellschaft gehört und vor dem man die Augen nicht verschließen kann.

Zwischen Schönfärberei und Schwarzmalerei liegt die eigentliche Realität einer immer lebendiger werdenden Vielvölkerrepublik Deutschland. Doch in der öffentlichen Meinung wird wenig von dem sichtbar, was die eigentliche Vielfalt und die wachsenden Spannungen in diesem Land ausmacht. Berichte über Ausländer sind eine Art Auslandsberichterstattung geblieben. In ihnen wird das Formelhafte gesucht, das unbekannte Welten und Hintergründe möglichst rasch in bekannte Bilder bannt. Doch die Einwanderer bringen vor allem Widersprüche nach Deutschland. Widersprüche wecken nicht nur Angst, sondern auch Neugier. Diese Neugier zu stimulieren, ist der Anspruch der Intertaz.

Oft wird das Einwanderungsthema abgehandelt wie eine Geschichtsstunde. Oder man spekuliert über die Zukunft. Dabei geraten aktuelle Prozesse aus dem Blick. Einwanderung nach Deutschland ist weder ein historisches noch ein spekulatives Thema. Sie ist Teil der Gegenwart. Nicht ihre Geschichte gilt es zu schreiben, sondern ihre witzigen, traurigen und verrückten Geschichten. Zafer Șenocak

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