In eigener Sache - taz-Genossenschaft: "Partizipation ist der Urgedanke"
Der Weg der taz bleibt "wirtschaftlich eine Gratwanderung", trotzdem sind die Genossen zuversichtlich. Denn das Jahr 2008 könnte ein Jahr "ohne Verluste" werden, so Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch.
Die Zukunft der Zeitung und, vor allem, die Zukunft der taz standen im Blickpunkt der Genossenschaftsversammlung, die am Samstag im Berliner Ver.di-Haus stattfand. Über die "Zukunft der Zeitung" hatte sich die Redaktion in einer Sonderausgabe Gedanken gemacht. Und diese sei auch ein wichtiges Thema für die taz, sagte Chefredakteurin Bascha Mika, die Zukunft der taz aber sei "noch wichtiger".
Geschäftsführer Karl-Heinz Ruch äußerte die Hoffnung, 2008 "keinen Verlust zu machen". 2006 aber sei die verkaufte Auflage der taz um etwa 1 Prozent auf knapp 58.200 gefallen. Ein Vertreter des Genossenschaftsverbands sagte in seinem Bericht, der Weg der taz bleibe "wirtschaftlich eine Gratwanderung". Von den GenossInnen erntete er: Gelächter.
Das zurückliegende Jahr sei für sie "ein Wechselbad" gewesen, sagte taz-Chefredakteurin Mika. "Einerseits haben wir einen Schritt in Sachen Zukunft gemacht, nämlich eine Onlineausgabe aufgebaut. Andererseits mussten wir ein Zukunftsprojekt einstellen, weil wir es nicht mehr finanzieren konnten, die taz in NRW." Diese beiden Projekte standen bei der Diskussion denn auch im Zentrum. Vorstandsmitglied Beate Willms sagte, die taz NRW "hätte die Krönung unserer Regionalisierungsstrategien werden können". Sie sei aber stets "ein prekäres Unterfangen" gewesen.
Ein taz-Genosse aus Essen kritisierte, die "Entscheidung zur Einstellung ist viel zu schnell gefallen". Geschäftsführer Ruch sagte: "Dass der Tod plötzlich kam, kann man nicht sagen." Man habe 15 Jahre "versucht, in Nordrhein-Westfalen etwas auf die Beine zu stellen". Er sagte, die Einstellung sei "nicht gut für die Mitarbeiter", aber es sei ein Sozialplan für sie erstellt worden. Der Antrag eines Genossen, den Vorstand zu beauftragen, zum frühestmöglichen Zeitpunkt ein Alternativkonzept für eine Regionalausgabe für Nordrhein-Westfalen zu erstellen, wurde von der Versammlung abgelehnt.
Ein weiteres Thema war die Schaltung von Anzeigen in der taz. Eine Genossin sagte, sie sei "persönlich beleidigt, wenn da eine Werbung von so einem Scheiß-Atomkraft-Unternehmen drin ist". Ein anderer Genosse sagte: Er finde es "genial, die Atomenergie die Artikel in der taz finanzieren zu lassen".
Eine erfreuliche Entwicklung nimmt taz.de-Chef Matthias Urbach zufolge der Internetauftritt der taz. 1994 als erste deutsche Tageszeitung online gewesen, baute die taz nun den Auftritt aus. Eine eigene Redaktion kümmert sich um die Inhalte. Der Weg sei nicht abgeschlossen, der Ausbau zum Partizipationsportal sei angedacht. Und taz.de-Redakteur Mathias Bröckers sagte: "Partizipation ist ein Urgedanke der taz." Insofern gehe die taz "back to the roots".
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