piwik no script img

Archiv-Artikel

In aller Ruhe

Nach dem Chaos der Christiansen-Nachfolge (2): Die ARD lässt sich viel, viel Zeit mit den Plänen für ihre neuen Talks

Eigentlich war es nur noch eine Formsache. Aber dass es dann so schnell gehen würde, hätte man nicht gedacht. Als sich Programmchef Günter Struve und der ARD-Vorsitzende Fritz Raff gestern um halb drei vor die Mikrofone des Konferenzraums K1 des Hessischen Rundfunks setzten, waren ihnen die Personalien vom Montag nach der ARD-Intendantenkonferenz nur noch ein paar Sätze wert. Anne Will kommt im Herbst für Sabine Christiansen, Frank Plasberg kommt auch, aber woandershin. Noch Fragen? Ja, allerdings.

Aber Antworten gibt es eben noch keine. Wer produziert den Will-Talk? Mal sehen. Wie teuer wird das alles? Ist noch nicht entschieden. Gibt es überhaupt eine Vorstellung davon, wie das jetzt weitergehen soll? Nun ja …

Vier Wochen nach dem Jauch-Debakel hat die ARD nur beschlossen, was definitiv nicht mehr aufzuschieben war. Alles andere folgt später. Bislang steht nur fest, dass – anders als zuvor vermeldet – kein neues Talkformat für Plasberg entwickelt werden soll: „Es wird im Kern die Sendung ‚Hart aber fair‘ sein“, sagte Raff in Frankfurt – allerdings nicht 90 Minuten, wie bisher im WDR, sondern 60 oder 75 Minuten lang. „Wenn man diese Zeit im Hauptabend ersetzen will, braucht das eine Weile“, erklärte Struve. Das heißt konkret: Wenn „Hart aber fair“ ins Erste rückt, muss ein anderes Programm weichen und einer der Landessender zurückstecken – ob das der WDR sein wird, der Plasbergs Talk zusteuert, ist unklar. Bis Herbst will die ARD sich für die Entscheidung Zeit lassen. Struve verspricht aber jetzt schon: „Der Aufschrei wird sich im Rahmen halten.“ Er rechne eher mit „kollektivem Jubel“.

An welchem Tag Plasberg künftig im Ersten talken darf, muss auch erst noch entschieden werden. „Zwischen Dienstag und Freitag“ sei alles möglich, orakelte die ARD in einer Mitteilung. Aber Dienstag wird es wohl eher nicht, weil der Termin zu nah am Sonntag ist, meinte Struve auf Nachfrage. Eher Mittwoch oder Donnerstag. Naja, und der Donnerstag ist ja so spät. „Es wird jedenfalls keine Kürzungen bei den Fernsehfilmen am Mittwoch geben“, erklärte der ARD-Programmchef. Dass es beim Sendeplatz der Filme am Mittwoch bleibe, könne er aber nicht garantieren. Und mehr Tipps wolle er nun auch nicht geben. Mensch, die ARD! Ein Geheimbund ist nichts dagegen.

Nebenbei wurde auch noch der Vertrag von Harald Schmidt bis 2008 verlängert, aber mit einer interessanten Änderung: Statt der ARD-Tochter Degeto ist nun der WDR für Schmidt zuständig. Degeto war vorgeworfen worden, Schmidts üppige Verträge an den Landesanstalten vorbei verhandelt zu haben.

Ach ja: Und dann ist da ja noch die Suche nach einer Nachfolgerin für Anne Will bei den „Tagesthemen“, damit der arme Tom Buhrow Unterstützung kriegt. „Wir werden uns damit in aller Ruhe befassen“, hieß es in Frankfurt. Außerdem wolle man bei der nächsten Pressekonferenz noch was bekannt zu geben haben, scherzte ARD-Chef Raff. Es sei auf jeden Fall „ganz angenehm“, ausnahmsweise nicht über Brüssel oder die Rundfunkgebühren diskutieren zu müssen, sondern übers Programm. Für Zuhörer ist das, mit Verlaub gesagt, aber mindestens genauso anstrengend. PEER SCHADER