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Archiv-Artikel

SABAN UND SPRINGER: IN DEUTSCHLAND BILDET SICH EIN MEDIENDUOPOL In aller Freundschaft

Formal war alles nur ein Sprachproblem: Nicht etwa ProSiebenSat.1-Inhaber Haim Saban führte durch die gestrige Hauptversammlung der Fernseh-AG, sondern Springer-Chef Mathias Döpfner. Denn Saban kann noch nicht genug Deutsch, deutsche Aktiengesellschaften müssen von Rechts wegen aber in ihrer Muttersprache hauptversammeln. Also übernahm Döpfner, schließlich ist Springer seit langem als ProSiebenSat.1-Gesellschafter mit im Boot.

Doch sein Auftritt war mehr: Symbol für den Beginn einer wunderbaren Freundschaft, die die deutsche Medienlandschaft nachhaltig umkrempeln wird. Während sich zu Leo Kirchs Zeiten die gegenseitig aneinander beteiligten Unternehmen Springer und ProSiebenSat.1 bekriegten und blockierten, stehen jetzt alle Zeichen auf strategische Zusammenarbeit. Bestes Indiz dafür: Der für elektronische Medien zuständige Springer-Vorstand Hubertus Meyer-Burkhardt wechselt im Sommer zu ProSiebenSat.1, sein Posten bei Springer fällt schlicht weg – Synergieeffekte über die Konzerngrenzen hinaus. Und im Spiegel erklärte Saban, er denke darüber nach, die berühmten Springer-Grundsätze wie die Verteidigung der Marktwirtschaft und die Solidarität mit den USA auch für ProSiebenSat.1 zu übernehmen.

Auf der einen Seite steht dabei Europas größtes Zeitungshaus – auf der anderen die eine Hälfte des deutschen Privatfernsehens unter Leitung Sabans, die gestern die Marktführerschaft für sich reklamierte. Ob dazu der leichte Quotenansteig bei Pro 7, Sat.1 und Kabel ausreicht, ist zweifelhaft. Letztlich ist das aber unerheblich.

Denn es geht längst nicht mehr um punktuelle Zusammenarbeit, sondern um die Chance, durch enge Kooperation einen strategischen Medienverbund aufzustellen, der es mit dem Bertelsmann-Konzern und seiner europaweiten RTL-Senderfamilie aufnimmt. Der Nachteil für die deutsche Medienlandschaft liegt auf der Hand: Sie zementiert sich immer stärker als Duopol, bei der selbst Branchengrößen wie Burda, Bauer oder Holtzbrinck zu kleinen Fischen werden. STEFFEN GRIMBERG