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In Ostdeutschland fehlen LehrlingeUmworbene Azubis

Vor allem in Ostdeutschland fehlen heute die Lehrlinge - eine Folge des Geburtenknicks nach der Wende.

Lehrstellenbewerber sind inzwischen heiß umworben. Bild: dpa

BERLIN taz Wie sich die Zeiten ändern. Vor einigen Jahren waren Schulabgänger im Osten Deutschlands noch Sorgenkinder der Politik, weil sie vor Ort keine Ausbildungsplätze fanden. Nun hat sich das Blatt gewendet. Lehrstellenbewerber sind inzwischen heiß umworben, denn "gerade in den neuen Bundesländern macht sich der demografische Wandel bemerkbar", sagt Ute Brüssel, Sprecherin des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK).

Nach einer aktuellen Umfrage des DIHK fehlen in vielen Ostregionen inzwischen die Schulabgänger. In der Region Erfurt gibt es kurz vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres noch 1102 offene Lehrstellen, das sind zweieinhalbmal so viele offene Ausbildungsplätze wie im vergangenen Jahr. In der Region Gera hat sich die Zahl der offenen Lehrstellen im Jahreszeitraum verdoppelt. Aufgrund des Geburtenknicks nach der Wende sind die jüngeren Jahrgänge aber nur noch dünn besetzt. Im Jahre 1988, kurz vor der Wende, wurden rund 216 000 Babys in der DDR geboren. Im Jahre 1993 kamen hingegen nur noch rund 81.000 Kinder in den neuen Bundesländern zur Welt.

Die gute Konjunktur führe dazu, dass auch im Osten "viele neue betriebliche Ausbildungsplätze entstehen", erklärt Ingrid Weithaas, Geschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostthüringen zu Gera. Laut der Übersicht des DIHK gibt es vor allem in der Gastronomie und in den Metallberufen noch offene Lehrstellen, aber auch für Büroberufe werden Auszubildende gesucht.

Doch nicht nur der Geburtenknick, auch ein spezielles Suchverhalten, dass sich in den neuen Bundesländern entwickelte, belaste heute den betrieblichen Lehrstellenmarkt, erklärt Weithaas. Viele junge Leute begännen beispielsweise zweijährige schulische Ausbildungsgänge, die über die Kultusminister angeboten werden, so etwa zum "Gestaltungsassistenten". Diese Lehrgänge, einst aus Mangel an betrieblichen Ausbildungsplätzen eingerichtet, führten aber zu schlechteren Chancen auf einen Job als eine betriebliche Lehrstelle, warnt Weithaas.

Viele Unternehmen würden junge Bewerber aus Polen nehmen, sagt Peter Hausting, Bildungsexperte bei der IHK Ostbrandenburg in Frankfurt/Oder. Aufgrund der fehlenden Freizügigkeit für ArbeitnehmerInnen aus den neuen EU-Ländern dürfen junge Polen jedoch hierzulande keine Lehrstelle antreten. Zudem gebe es auch in Polen aufgrund der Wende einen Geburtenknick und einen "Mangel an jungen Bewerbern", erklärt Hausting. BARBARA DRIBBUSCH

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