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In-Door-Festival: Martin Steinert über das Dümpeldoom im Bluesclub MeisenfreiEs kracht mal wieder ganz gewaltig

Der wache junge Mensch, der in der provinziellen Einöde nicht ganz zu Schanden gehen will, gründet eine Band oder irgendetwas in der Art. Das ist auf dem Land heute noch so wie vor zwanzig Jahren. Velbert zum Beispiel ist eine kreisangehörige Stadt des Kreises Mettmann in Nordrhein-Westfalen und war in den Achtzigerjahren mit einer reichen Musikszene gesegnet, Hardcore, Metal, Punk, alles da. Und Frank Hildebrandt mittendrin, als Musiker und Konzertveranstalter. 1998 zog Hildebrandt nach Bremen, den DIY-Ethos nahm er mit, spielte Schlagzeug in diversen Bands und rief 2010 gemeinsam mit dem Betreiber des Habenhausener Dartpalastes das Dümpeldoom-Festival ins Leben.

Das Prinzip war klar und simpel: Vier, fünf Bands spielen auf der Bühne, im Hof wird gegrillt, der Eintritt ist frei, erlaubt ist alles, was gefällt. Und was gefällt, ist Doom, Stoner, Hardcore, Punk – wenn man sich die Line-ups der letzten Jahre anschaut, fällt auf, dass das Dümpeldoom die Vielfalt schätzt. Der Unkundige neigt ja schnell dazu, die Differenziertheit der Dutzenden Subgenres, in die die brachialeren Spielarten der Gitarrenmusik sich auffächern, zu unterschätzen.

Nach der Schließung des Dartpalastes 2013 zog das Dümpeldoom ins Meisenfrei um. Bei der 15. Ausgabe am Samstag spielt unter anderem das Alaska-Seelachs-Quartett, laut Eigenaussage der Band „Pop für Fortgeschrittene aus Finsterwalde“. Was in diesem Fall eine humorige Post-Hardcore-Variante mit Sprechgesang meint. Das klingt schön eigen: „Bei Radio Energy läuft Kotze aus meinem Ohr / Wenn die Sportis in der Stadt spielen / hab ich schon was vor / Recht überlegt, ist Salsa schon okay / ist zwar Gedudel, doch tut keinem weh“, gesungen mit selbstironischer Düsterstimme, dann stolpert der Song in eine Salsa-Passage. Sehr erfreuliche Musik.

Aus Hildebrandts ehemaligem Heimatort Velbert kommen Smokebox zum Dümpeldoom, die auf sehr unverbrauchte Weise Kleinstadt-Punkrock spielen, aber näher an Bands wie der Garage-Schule als an der deutschen Punkschule dran sind. Wesentlich brachialer gestimmt sind Bash aus Bremen, deren Musik in ihrer schweren Dynamik an die späten Crowbar gemahnt. Der Headliner wiederum, das Bremer Instrumental-Trio Hypertonus, geht es musikalisch komplexer an. Die ideenreichen Stücke erinnern immer wieder an 65 Days of Static und kommen zugleich verspielt und streng strukturiert daher – mehr vertrackter Math Rock als Psychedelic, trotz aller sphärischen Klänge, die da immer wieder mitschwingen.

Außerdem am Samstag auf der Bühne: Mexican Space Program aus Bremen, die sich, so viel Differenzierung muss sein, mit „Psychedlic Stoner Pop“ angekündigt haben.

Die Bands spielen beim Dümpeldoom ohne Gage, am Ende geht traditionell der Hut rum. Wir empfehlen das hiermit, alles.

Samstag, 29. Juli, 20 Uhr, mit Hypertonus, Smokebox, Bash, Alaska Seelachs Quartett, Mexican Space Program

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