In Björn Bickers Sachbuch „Was glaubt ihr denn. Urban Prayers“ kommen Gläubige aller Couleur zu Wort: Eine Behausung in der Welt
Nichts ist im öffentlichen Sprechen so tabuisiert wie das Reden über den Glauben. Über Religiosität, über Gott und außerrationale Mächte. Wer nicht glaubt, hält das für normal. Für biblische oder koranische Botschaften keinen Sinn zu haben, ist für Menschen, die auf mehr als nur Diesseitiges halten, schwer nachzuempfinden.
Björn Bicker, preisgekrönter Theaterautor, bringt in seinem neuen Buch unter dem Titel „Was glaubt ihr denn“ – Untertitel: „Urban Prayers“ – Stimmen Glaubender zu Gehör. Sie kommen nicht aus einer religiösen Richtung, es sind sehr viele Tonlagen unterschiedlicher religiöser Herkunft zu vernehmen, christliche, islamische, jüdische natürlich auch.
Das Buch, aus einem Theaterprojekt hervorgegangen, widmet sich mit liebevoller Akribie allen Männern und Frauen, die ihre Spiritualitäten zu Protokoll geben, sie werden alle auch im Bild gezeigt.
Es ist ein klassenübergreifendes Buchprotokoll, ein Paketfahrer kommt ebenso zu Wort wie eine Journalistin, ein Bruder, eine Freundin, eine Lehrerin. Was sie in verblüffender Weise eint, ist auch das Religiöse, mehr jedoch die sehr ernsthafte (Selbst-)Suche nach dem, was als „Heimat“ verstanden werden kann. Nach einem sicheren Ort in der Welt, nach einer Behausung, die mehr meint als eine Wohnung, sondern einen unkündbaren Platz, der nie verloren gehen kann.
Der Autor hat eines der wichtigsten (und buchstäblich schönsten) Sachbücher zum Thema Religion komponiert: Es – besser: seine echolotartigen Berichte aus den babylonischen Undergrounds unserer modernen Welt – verdient, gelesen zu werden. Jan Feddersen
Björn Bicker: „Was glaubt ihr denn? Urban Prayers“. Verlag Antje Kunstmann, München 2016, 272 Seiten, 24,95 Euro
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