Grippewelle: Immune ÄrztInnen?
■ Jeder zweite leidet an grippalen Infekten/ Gute Besserung
Berlin. Frau Dr. Irene Ernst hat's gut. Ohne speziell vorzubeugen, liegt ihre letzte Grippe zwanzig Jahre zurück. Ein Patentrezept für ihre phänomenale Glückssträhne hat sie allerdings nicht. „Vielleicht ist meine Abwehr durch den ständigen Umgang mit Patienten stark angekurbelt“, mutmaßt die in Tiergarten praktizierende Ärztin für Allgemeinmedizin. Seit Anfang des Jahres verzeichnet sie bereits einen nicht nachlassenden Ansturm von Patienten. Zwei Drittel davon, das sind bis zu fünfzig sich hundeelend fühlende Menschen pro Tag, kommen wegen grippaler Infekte. Glieder- und Kopfschmerzen, starker Husten, auffällig hohes Fieber und tropfende Nasen sind bei den Erkrankten die gängigen Symptome. Auch Frau Dr. Paul registriert in ihrer Gemeinschaftspraxis in Oberschöneweide gegenwärtig „deutlich mehr Patienten als in anderen Jahren, speziell was das hohe Fieber betrifft“. Von den ungefähr zehn grippekranken Patienten pro Tag ließen sich nach ihrer Aussage viele nicht grippeschutzimpfen, im Gegensatz zu ihr selbst. Und bis jetzt blieb sie verschont. Sie selbst schwört auf eine Grippeschutzimpfung im Herbst.
Eine besonders heftige Grippewelle kann dagegen Dr. Werner Lange nicht entdecken. Der Leiter des Influenza-Zentrums im Robert-Koch-Institut findet sogar, daß es diesen Winter „nicht schlimmer als in anderen Jahren“ ist. Jeder zweite Bundesbürger leide eben im Winter an grippalen Infekten. Genauere Zahlen gibt es nicht, grippale Infekte sind nicht meldepflichtig.
Dr. Lange selbst hat gut reden. „In diesem Jahr hatte ich Glück und habe mich nicht angesteckt.“ Und dabei kann das so schnell gehen: durch „Tröpfchen, die ausgeniest oder ausgehustet werden, oder jemand putzt sich die Nase und schüttelt dann jemandem die Hand“, so Dr. Lange. Vorbeugend rät er zu vitaminreicher ausgewogener Ernährung, Bewegung im Freien und warnt vor Überheizung der Wohnung. Ansonsten ist er ratlos: „Man kann doch in einer so großen Stadt wie Berlin keine Kontakte vermeiden.“ wahn
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