: „Im Würgegriff des Investors“
■ Der Buxtehuder Unternehmer Albrecht soll das Lürrsen-Gelände in Vegesack mit Shopping-Center und Kneipen bebauen
Nach monatelangem Tauziehen steht jetzt der Investor für das Lürssen-Gelände fest. Der Buxtehuder Unternehmer Frank Albrecht und die in Stade ansässige „Gesellschaft für Einkaufszentren und Gewerbeansiedlungen“(GEG) sollen die Werftbrache in Vegesack, die als eines der wertvollsten Ufergrundstücke Bremens gilt, bebauen. Neben Kneipen, kleineren Geschäften, einem Kino, einer Disco und Wohnhäusern soll dort auch ein SB-Warenhaus gebaut werden.
Die Supermarkt-Pläne hatten für Proteste bei Kaufleuten und Kommunalpolitikern gesorgt. CDU-Fraktionschef Ronald-Mike Neumeyer hatte sich gegen den Supermarkt ausgesprochen, um die Kaufleuten in der Innenstadt vor der übermächtigen Supermarkt-Konkurenz zu schützen. Außerdem hatte die CDU auf ihrem Landesparteitag im September beschlossen, den Mittelstand zu fördern. Mit Albrecht wird der Bau des Supermarktes allerdings immer wahrscheinlicher – er verspricht sich vom SB-Markt eine höhere Rendite.
Daß der Supermarkt die CDU-Parteitagsbeschlüsse und die Aussagen des Fraktionschef konterkariert, weiß auch Wirtschaftssenator Hartmut Perschau (CDU). Um die Bürgerschaftsabgeordneten trotzdem auf das Projekt einzuschwören, schickte er Klaus Kröger von der landeseigenen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WfG) in der vergangenen Woche ins Parlament. Die Sache sei abgemacht, was Abgeordnete entscheiden würden, sei ohnehin unwichtig, versuchte Kröger die wirtschaftspolitische Sprecherin der CDU, Sibylle Winther, unter Druck zu setzen. Die Zeit drängt. Der geplante Baubeginn ist bereits um ein halbes Jahr überschritten. Außerdem gibt es Hindernisse, die die Verhandlungen mit dem Investor erschweren: Ein Gutachten hat vor der Konkurrenz für die Kaufleute durch den Supermarkt gewarnt und einen Branchenmix empfohlen. Rechtlich dürfte es allerdings schwierig sein, dem Investor Branchenmix oder die Größe des Warenhauses vorzuschreiben. Perschau gab gestern keine Stellungnahme dazu ab, ob Albrecht das Grundstück, das zu 51 Prozent dem Land Bremen und zu 49 Prozent der Familie Lürrsen gehört, aufkauft oder in Erbpacht bekommt.
Auch sonst gibt sich die CDU wortkarg, wenn es ums Lürrsen-Gelände geht. „Durch zuviel Gerede werden die Investoren verschreckt“, warnt Winther. „Wir haben die endgültigen Pläne noch nicht gesehen“, sagt CDU-Sprecher Guido Niermann. Nur „unter der Hand“und „wenn Sie mich ohne Namen zitieren“, wird ein Christdemokrat deutlicher: „Daß das der Ausverkauf eines Sahnegrundstück ist, wissen wir schon lange. Aber in Vegesack muß was passieren. Und deshalb sind wir im Würgegriff des Investors.“ kes
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