Im Wandel, mittendrin X: Ihr dürft uns nicht vergessen

Reporter Martin Gommel möchte einen Wandel bewegen, schreibt über mentale Gesundheit und fordert mehr Sichtbarkeit und Empathie für Depressive.

Eine Hand pflückt Vergissmeinnicht

Vergissmeinnicht – gilt auch für Menschen, die im Stillen gegen ihre psychische Erkrankung kämpfen Foto: Armin Weigel/dpa

Von MARTIN GOMMEL

Ich habe rezidivierende, wiederkehrende Depressionen. Das bedeutet, dass ich aktuell im Schnitt alle zweieinhalb Jahre in die Klinik muss, wenn die Krankheit ausbricht und mich komplett einnimmt. Und wenn es wieder so weit ist, trifft mich eine schmerzende Einsamkeit, die ein Symptom der Krankheit ist.

Gerade in der Klinik merke ich nach ein paar Tagen: Das stimmt nicht. Ich bin nicht einsam. Dort bin ich umgeben von vielen Menschen, die wie ich psychisch krank sind und einfach nicht mehr können. 8,2 Prozent der deutschen Erwachsenen erkranken innerhalb eines Jahres an Depressionen. Das sind 5,3 Millionen Menschen. Wenn ich diese Zahl sehe, dann denke ich: Meine Fresse, so viele?

Wenn es so viele sind, warum sind Medien und Po­li­ti­ke­r:in­nen unfassbar still beim Thema psychische Gesundheit? Ich möchte das ändern. Ich möchte einen Wandel bewegen. Ich will dieses scheinbar unbequeme Thema auf den Tisch legen und sagen: Ihr dürft uns nicht vergessen – auch, wenn wir leise sind. Deshalb bin ich Reporter für ­psychische Gesundheit.

Martin Gommel, Jahrgang 1980, ist Reporter für psychische Gesundheit.