Im Wandel, mittendrin III: Lächeln und Winken

Unsere Autorin vermisst den Small Talk im Wandel und wagt ein breites Grinsen.

Elton John mit Glitzerbrille

Unserer Autorin einen Schritt voraus: Elton John mit Glitzer-Accesoires an seiner Brille Foto: Matt Crossick / dpa

von MAREIKE BARMEYER

Ich winke viel beim Zoomen, habe ich fest­gestellt. Und ich grinse viel und grinse viel breiter, damit das Lächeln, das mein Grinsen eigentlich sein soll, sichtbar wird. Paradoxerweise wird das Lächeln dadurch zur Grimasse.

Das erste taz-lab-Treffen im Dezember ist immer gefüllt mit Informationen und – Small Talk. Man erinnert sich an komische Momente des letzten taz labs und erzählt sich Neuigkeiten. All das ist dabei viel wichtiger als die Informationen über das taz lab selber.

Das erste Treffen findet dieses Jahr über Zoom statt, und damit fällt der Small Talk weg. Oder?

Wir sehen uns auf dem Bildschirm und „schalten uns stumm“, damit immer nur einer spricht. Bei jedem bekannten Kopf, der auftaucht, springt mir ein Lachen ins Gesicht. Um meine Freude über ihr Erscheinen sichtbar zu machen, braucht es aber ein bisschen mehr. Schließlich ist es nicht nur mein Gesicht, das mir und den anderen Teil­neh­me­r*in­nen entgegenlacht. Die Umarmung oder das laute Willkommensgeschrei fällt weg.

Ich ertappe mich dabei, wie ich blöde grinsend meinem fünf Zentimeter großen Ich dabei zuschaue, wie es hektisch in die Kamera winkt. „Ich muss mir dringend eine neue Brille kaufen“, denke ich. Ob die Kollegin, die ich damit besonders begrüßen wollte, mitbekam, dass ich sie gemeint hatte? Die Reaktion bleibt aus. Meine Kollegin ist besser und schreibt in den Chat: „Yippie!“