piwik no script img

Im Ural sind Tausende Tonnen Öl ausgelaufen

■ Schaden nach Bruch der Ölpipeline am Fluß Belaja größer als angenommen

Ufa/Moskau (dpa) – Das Ölunglück in der russischen Teilrepublik Baschkirien ist nach Einschätzung der örtlichen Behörden erheblich schwerer als zunächst angenommen. Bei dem Pipelinebruch seien wahrscheinlich Hunderte, möglicherweise sogar Tausende von Tonnen Öl in den Fluß Belaja gelangt, der über die Kama in die Wolga fließt. Dies sagte der baschkirische Umweltminister Rustem Chamitow am Samstag der Nachrichtenagentur ITAR-TASS. Erste Schätzungen, wonach nur etwa „hundert Tonnen Öl in den Fluß gelangten, seien „voreilig“ gewesen. Das Öl hat bereits das Trinkwasser von Dutzenden Dörfern in der Nähe der Stadt Ufa verseucht.

Bis Sonntag seien insgesamt bereits 412 Tonnen Öl von der Belaja bei der baschkirischen Hauptstadt Ufa abgetragen worden, sagte gestern ein Sprecher des zuständigen Stabes. Er unterstrich, gegenwärtig bestehe keine Gefahr, daß das Öl weiter in die Kama und die Wolga fließe. Der Ölteppich weite sich bei den herrschenden frostigen Temperaturen nicht weiter aus.

Chamitow sprach von „bewußt falschen Informationen“ des Pipeline-Betreibers. Das Unternehmen hatte angegeben, daß bei dem Unglück vor bald zwei Wochen etwa 100 Tonnen Öl in die Umwelt gelangt seien. Weniger später hieß es, es seien wahrscheinlich 150 Tonnen ausgelaufen. Die zuständige staatliche Aufsichtsbehörde wolle nun klären, wieviel Öl wirklich ausgelaufen sei. „Sie soll genauere Daten vorlegen“, sagte Chamitow. Am Sonntag seien fünf weitere Spezialapparate für die Säuberungsarbeiten eingetroffen, hieß es.

Das schwerste Unglück dieser Art ereignete sich im Herbst 1994, als eine Ölpipeline in der nordrussischen Teilrepublik Komi mehrfach brach. Damals gelangten zwischen 14.000 Tonnen Öl (nach offiziellen Angaben) und 200.000 Tonnen Öl (nach Schätzungen internationaler Umweltschützer) in die Umwelt.

Wie erst am späten Freitag bekannt wurde, waren zudem bereits am Dienstag 12 Tonnen Öl aus einer weiteren Pipeline in Baschkirien ausgelaufen, diesmal Dieselöl aus dem Chemiewerk Salawatneftorg. Wie ITAR-TASS meldete, wurde das betroffene Gebiet bereits vollständig gesäubert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen