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Im Schatten des Generals

■ Bei Guatemalas Präsidentschaftswahl liegen zwei Rechte gleichauf/ Nun starrt alles auf General Rios Montt

Guatemala (taz) — Bei der Präsidentschaftswahl in Guatemala hat sich gegenüber den ersten Teilergebnissen aus der Hauptstadt eine Trendumkehr ergeben: der Zeitungszar Jorge Carpio Nicolle, der in Guatemala-Stadt mit nur 15 Prozent der Stimmen den dritten Platz belegt, ist nach dem Eintreffen der Ergebnisse aus der Provinz auf nationaler Ebene in Führung gegangen. Allerdings führt er mit nur einem halben Prozentpunkt vor dem konservativen Unternehmer und evangelischen Prediger Jorge Serrano Elias, dessen gutes Abschneiden die eigentliche Sensation dieser Wahl ist. Beide liegen bei 25 Prozent der Stimmen.

Daß die Stichwahl am 6. Januar zwischen diesen beiden Männern, die beide der neuen Rechten zuzuordnen sind, ausgefochten wird, ist nach Auszählung von 75 Prozent der abgegebenen Stimmen bereits sicher. Die regierenden Christdemokraten, denen die Rechnung für Korruption und den Anstieg der Lebenshaltungskosten präsentiert wurde, belegen bestenfalls den dritten Platz und haben sich bereits mit ihrer Oppositionsrolle abgefunden.

In der Stichwahl hat Serrano Elias die besseren Karten, denn Carpio hat sich während des Wahlkampfes alle in Frage kommenden Bündnispartner durch Schläge unter die Gürtellinie zu Feinden gemacht. Serrano, ein 45jähriger Evangelist, war Staatsratsvorsitzender unter dem Militärregime des General Rios Montt. Wie fast alle seine Rivalen steht er für eine streng unternehmerfreundliche Wirtschaftpolitik. Gleichzeitig will er aber die Kreditpolitik zugunsten der Kleinunternehmer reformieren und den Dialog mit der Guerilla fortsetzen, um eine friedliche Lösung des mehr als 30 Jahre alten bewaffneten Konfliktes zu suchen.

Während die beiden Sieger der Präsidentschaftswahl sich bereits von ihren Anhängern mit Tanzmusik und Knallfröschen feiern lassen, herrscht bei den Parlamentswahlen noch völlige Unklarheit. Das Oberste Wahltribunal weigert sich beharrlich, die inoffiziellen Teilergebnisse bekanntzugeben. Dies läßt auf einen guten Abschluß der rechtsextremen Allianz des von der Präsidentschaftskandidatur ausgeschlossenen Generals Efrain Rios Montt schließen. In privaten Zählungen wird ihr zumindest der zweite Platz eingeräumt.

Mit ihrem Schweigen will die Wahlbehörde offenbar möglichen Destabilisierungsversuchen vorbeugen. Denn ein gutes Abschneiden könnte den General dazu bewegen, aufs Ganze zu gehen. Der Sektenprediger Rios Montt, der sich von Gott berufen fühlt, Guatemala zu retten, hat bereits angedeutet, daß er die Wahlen anfechten will. Da er vor allem bei radikalen jungen und mittleren Offizieren auf eine solide Basis zählen kann, muß man mit Putschversuchen rechnen. Teile der Armee hatten schon im Mai 1988 und noch einmal ein Jahr später versucht, die Regierung zu stürzen. Präsident Vinicio Cerezo konnte sich nur durch Zugeständnisse an die Militärs im Sattel halten. Von einer Verankerung der demokratischen Strukturen kann noch keine Rede sein. Alles wartet daher gebannt auf den nächsten Zug von General Rios Montt. Ralf Leonhard

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