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Archiv-Artikel

Im Nahen Osten gibt keiner nach

Trotz PLO-Appell: Hamas und Dschihad lehnen Waffenruhe ab. Israels Premier straft neue Palästinenserführung mit Schweigen, Armee tötet gezielt Palästinenser

BERLIN ap/dpa ■ Die PLO hat die militanten Palästinensergruppen gestern zur Einstellung ihrer Angriffe auf Israel aufgerufen. Die Gewalt liefere Israel eine Begründung für seine Militäreinsätze in den Autonomiegebieten, hieß es in der Erklärung vom PLO-Exekutivkomitee in Ramallah. Bei einem Treffen mit regierungsnahen Fatah-Vertretern hatten die beiden führenden militanten Palästinensergruppen aber einen Gewaltverzicht nach dem Amtsantritt des neuen Präsidenten Mahmud Abbas abgelehnt.„Die Israelis verschärfen die Angriffe auf unser Volk“, sagte Nafes Assam vom Islamischen Dschihad. Für den Fall, dass „Israel seine Aggression gegen unsere Leute stoppt, werden wir die Frage nach einer Waffenruhe diskutieren“, räumte er ein. Auch Mussar Abu Marsuk vom politischen Büro der Hamas erklärte, seine Organisation sei derzeit nicht zum Gewaltverzicht bereit.

Israels Ministerpräsident Ariel Scharon hatte den Streitkräften befohlen, ihr Vorgehen gegen militante Palästinensergruppen wie Hamas und Dschihad zu verschärfen. Verteidigungsminister Schaul Mofas befahl daraufhin verstärkte Armeeeinsätze zur gezielten Tötung militanter Palästinenser. Der Ankündigung folgte die Tat: Am Samstag wurden acht Palästinenser im Gaza-Streifen von Soldaten getötet, berichtet die BBC.

Einen Tag vor der Vereidigung von Abbas hatte Scharon alle Kontakte zur neuen Palästinenserführung abgebrochen. Die Wiederaufnahme von Gesprächen machte er davon abhängig, ob Abbas den militanten Organisationen den Kampf ansagen werde. Bei seiner Amtseinführung sagte Abbas am Samstag, er reiche Israel die Hand zum Frieden und forderte eine Waffenruhe. Wie er der Gewalt Einhalt gebieten wolle, sagte der neue Palästinenserpräsident nicht.