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Archiv-Artikel

Im Münsterland wächst der Widerstand

Anti-Atom-Initiativen mobilisieren gegen neue Castortransporte nach Ahaus. Polizei zeigt bei Demonstration Härte

AHAUS taz ■ Atomkraftgegner haben starke Protest- und Öffentlichkeitskampagnen gegen die von der Bundesregierung geplante Wiederaufnahme der Castor-Transporte ins Ahauser Zwischenlager angekündigt. Die Castoren genügten keinerlei Sicherheitsanforderungen, so Matthias Eickhoff, Sprecher der Initiative ‚Widerstand gegen Atomanlagen‘ (WIGA), zur taz. „Deshalb werden wir zusammen mit anderen Initiativen bundesweit gegen die Transporte protestieren.“

Nach Angabe der Anti-Atom-Initiativen plant die Bundesregierung ab Sommer 2004 die Anlieferung von 18 Castorbehältern mit radioaktivem Müll aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor im sächsischen Rossendorf bei Dresden. Außerdem liefen Planungen, künftig die Abfälle aller Forschungsreaktoren in Ahaus einzulagern, darunter auch hoch angereichertes atomwaffenfähiges Uran aus dem Forschungsreaktor FRM II in Garching. Damit drohe der Ausbau des Ahauser Zwischenlagers zum militärischen Sicherheitsbereich.

Für die Wiederaufnahme der Transporte gebe es keinerlei Grund, sagt Eickhoff: Noch immer seien die Castoren ein Sicherheitsrisiko. Bundesminister Jürgen Trittin (Grüne) hatte die Transporte 1998 stoppen lassen, nachdem an der Außenhülle der Castoren radioaktives Material festgestellt worden war. Außerdem gelten die Aluminiumdichtungen der Behälter als unsicher – bei im sogenannten Nassverfahren beladenen Castoren der Baureihe 440/84 waren vor fünf Jahren Korrosion und Rostfraß festgestellt worden.

Keinerlei Schutz bietet auch das Zwischenlager selbst: Die Lagerhalle ist aus Wellblech gefertigt, durch Öffnungen zirkuliert Frischluft, um die Castoren zu kühlen. Ein Flugzeugabsturz wäre eine Katastrophe: „Die Halle ist mit einfachsten Mitteln gebaut“, betont Felix Ruwe von der Bürgerinitiative ‚Kein Atommüll in Ahaus‘. „Die Transporte sind unsinnig – im Gegensatz zu Ahaus ist Rossendorf doch bereits ein Hochsicherheitsbereich.“

Scharfe Kritik übten die Atomkraftgegner auch an der Reaktion der Polizei auf eine erste Protestaktion am Mittwoch – Polizeisprecher Frank Rentmeister bestätigt Anzeigen wegen Nötigung, Hausfriedensbruchs und Ermittlungen wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz. Die Demonstranten hätten sich friedlich verhalten, sagt dagegen Atomkraftgegner Eickhoff: „Wie bei den Protesten 1998 reagiert die Polizei unverhältnismäßig hart.“ ANDREAS WYPUTTA