■ Im Kino: "Sarafina"
Im Kino
„Sarafina"
Miss Mary Masombuka hat schrecklich weibliche Wünsche: Sie will ihren Joe in die Arme nehmen, wünscht sich Kinder und Liebe und ein Haus voll Herzlichkeit. Und - sie begeistert sich für Happy-Ends.
Um es gleich vorweg zu nehmen: ein richtiges Happy-End gibt es im neuen Film mit Whoopie Goldberg, „SARAFINA“, nicht. Dazu ist der Kampf der Jugendlichen von Soweto gegen das südafrikanische Apartheids-System noch zu nah und zu wahr. Selbst Kino-ZuschauerInnen spüren das - indirekt: Von den DarstellerInnen, die wir im Film gerne länger erlebt hätten, verschwinden viele allzu plötzlich von der Bildfläche. Die mutigen Kinder von Soweto trifft es zuerst - von hinten, mit Kugeln in den Rücken. Auch
Leleti Khumalo in „Sarafina“
Mary Masombuka, die Geschichtslehrerin, wird eines Tages abgeholt und kommt nicht wieder. Denn natürlich ist sie, die neben Sarafina die zweite zentrale Rolle spielt, beileibe kein Muttchen. Das wäre auch eine ungewöhnliche Rolle für Whoopie Goldberg - zumal in einem Film, der über den Kampf gegen Rassismus geht.
Widerstand beginnt im Alltag - im Nachdenken über die eigene schwarze Identität, lehrt Miß Masombuka. Und obwohl es eine echte Whoopie Goldberg- Rolle ist, in der sie als eigensinnige Kämpferin manchmal allzu schelmisch auftritt, verliert der Film nichts von seiner Aussage.
Die ist pointiert: „Wer kämpft, den töten sie - und wer nicht kämpft, der wird verrückt!“ überzeugt Leleti Khumalo in der Rolle von Sarafina. Die Militärpolizei hat bereits KlassenkameradInnen in Foltergefängnisse verschleppt und ihren liebsten Freund Crocodile von hinten erschossen. Und alle auf der Schule wollen sich wehren - nur wie?!
Der Widerstand der Bevölkerung Sowetos ist untergründig und lebt in der Musik. Die zieht sich, traditionell, wie ein magischer Rhythmus auch durch den
Film. Gebet ist Gesang und Tanz - da lassen die SchülerInnen sich ihre Bewegungsfreiheit nicht nehmen.
Und Miss Masombuka, mit zufriedenen Blick auf die angezündete Schule, lobt doppeldeutig: „Unser Vater muß glücklich sein, egal, wo er jetzt ist. Ihr Kinder seid wunderbar!“
ede
Schauburg, Gr. Haus, 15.45., 18.00, 20.30
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