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Im Interview: Alexander PorschkeGerechtfertigter Schmerz

■ Der grüne Umweltsenator über den hohen Preis für das Mühlenberger Loch

taz: Geht mit dem Mühlenberger Loch auch grüne Identität den Bach runter, Herr Porschke?

Alexander Porschke: Uns Grünen ist das Akzeptieren der Hamburger A380-Bewerbung besonders schwer gefallen, Es gab ja Leute 1997, die meinten, man hätte den Koalitionsvertrag mit der SPD so nicht abschließen dürfen. Andere waren der Meinung, das kann man sowieso nicht mehr verhindern; die Dritten waren wegen der Arbeitsplätze für das Projekt, auch wenn der Preis dafür sehr schmerzlich ist.

Gegen Schmerzen helfen Pillen. Welche empfiehlt der Umweltsenator?

Keine. Man muss der Tatsache ins Auge sehen, dass der Preis für den Stadthaushalt wie für den Naturhaushalt immens hoch ist. Das Projekt ist aber wirtschaftlich von so überragender Bedeutung, dass dieser Preis zu rechtfertigen ist.

Obwohl die ökologischen Ausgleichsmaßnahmen von Umweltschützern als unsinnig abgelehnt werden?

Das liegt dann aber daran, dass sie den Ausgleich ablehnen, weil sie den Eingriff ins Mühlenberger Loch ablehnen. Wenn jemand ernsthaft der Meinung ist, dass die neu zu schaffenden Flächen nicht wichtig für die Natur sein sollten, wäre mir das ganz neu. Es ist ein Unterschied, ob man auf Hahnöfersand eine normale Wiese hat oder ein tidebeeinflusstes Süßwasserwatt. Ob es sinnvoll ist, einen schon hochwertigen Naturraum wie die Haseldorfer Marsch noch weiter aufzuwerten, darüber gibt es unterschiedliche Ansichten.

Gibt es außer der Zerstörung des Mühlenberger Lochs noch weitere Gründe, nicht mehr GAL zu wählen?

Es gibt viele Gründe, die GAL zu wählen: die neuen Naturschutzgebiete Höltigbaum und Borghorst, das Vogelschutzgebiet Moorgürtel, das Naturschutzgesetz...

Nach dreieinhalb Jahren Rot-Grün ist die Naturschutzbilanz des Umweltsenators also dennoch positiv?

Ja. Dass in der Öffentlichkeit kontrovers diskutierte Einzelprojekte wie das Mühlenberger Loch oft stellvertretend für die Gesamtbilanz gesehen werden, finde ich in diesem Fall ungerecht.

Interview: Sven-Michael Veit

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