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Archiv-Artikel

„Im Alltag schwer“

Unter dem heutigen Kita-Streik leiden vor allem die Eltern, sagt Peter Albrecht vom Kita-Landeselternausschuss

taz: Herr Albrecht, heute früh kommt es schon zum dritten Warnstreik bei den 176 Kitas der städtischen Vereinigung. Sind die Eltern allmählich genervt?

Peter Albrecht: Ich kann nur die Stimmung im Landeselternausschuss (LEA) wiedergeben, auch auf Grund der Mails, die wir bekommen. Wir haben schon Sympathie mit den Kita-Mitarbeitern. Sie müssen seit der Standardabsenkung von 2005 mehr Kinder betreuen. Wenn jetzt auch noch die Bezahlung für den Erzieherberuf gesenkt wird, drückt das die Motivation. Aber im Alltag ist für uns Eltern so ein Streik sehr schwierig. Unsere Kinder leiden, die Stadt interessiert so ein Streik kaum. Immerhin ist es diesmal besser als im April, weil wir vorher davon erfahren.

Gibt es keinen Notdienst?

Es gibt Notdienste, aber nicht in jeder Kita. In manchen Häusern geben die Leiter vorher gar keine Informationen raus und lügen den Eltern ins Gesicht. Die werden dann am nächsten Tag vom Zettel an der Tür überrascht.

Erhalten Eltern die Kita-Gebühr für den Tag zurück?

Das soll es jetzt geben. Nur begleicht dies den Schaden nicht, den Eltern haben, wenn sie plötzlich bei der Arbeit fehlen, weil sie nicht wissen, wohin mit dem Kind. Richtig schwierig wird dies, wenn bald ein längerer Streik daraus wird.

Haben Sie dafür Anzeichen?

Signale aus den Gewerkschaften deuten in diese Richtung. Wenn es von Arbeitgeberseite kein Entgegenkommen gibt, wollen sie ‚andere Maßnahmen‘ ergreifen. Da gibt es nur den Streik.

Wozu raten Sie? Soll ver.di lieber Demos machen?

Das ist eine Möglichkeit, hat aber in der Vergangenheit nichts gebracht. Jetzt ist eher Arbeitskampf angesagt.

Haben Eltern denn einen Anlass, auf die Straße zu gehen?

Das schon. Es gibt vollere Kita-Gruppen. Und gerade in den Randstunden ist eine Erzieherin oft allein mit vielen Kindern und die Personaldecke so dünn, dass wir hoffen, das nicht mal was passiert. Auch kann man auf dieser Basis keine bessere Bildungsarbeit in Kitas machen, obwohl die Bildungsempfehlungen das verlangen. Aber die Eltern sind resigniert und fürchten, das Proteste nichts bewirken. Sollte es einen längeren Streik geben, könnte sich dies allerdings ändern.

INTERVIEW: KAIJA KUTTER