: Ihr Kinderlein gehet
Am letzten Tag der Einspruchsfrist demonstrieren 21 Schulen gemeinsam gegen drohende Schließungen. Senatorin bleibt hart: Hat eine Schule gute Argumente für ihren Erhalt, trifft es automatisch andere. Neue Liste wird noch vor Heiligabend bekannt
von Kaija Kutter
In den vergangenen Wochen kämpfte jede der mehr als 50 von Schließung bedrohten Hamburger Schulen meist für sich. Gestern endete nun die vierwöchige Frist, innerhalb derer sie ihre Stellungnahmen in der Schulbehörde abgeben durften. Für den Nachmittag hatten deshalb GEW und Elternkammer zu einer gemeinsamen Kundgebung vor der Behörde in der Hamburger Straße aufgerufen. Rund 500 Eltern, Schüler und Lehrer von immerhin 21 Schulen nahmen dies wahr.
„Wir wollen uns nicht spalten und gegeneinander ausspielen lassen durch diesen unsozialen Schulschließungsplan“, erklärte GEW-Sprecherin Ilona Wilhelm. Sie erinnerte daran, dass 90 Prozent der Maßnahmen Schulen in ärmeren Stadtteilen treffen. „Als ich gestern anrief, war kein Behördenmensch bereit, zu uns herunterzukommen“, berichtete Elternkammer-Chef Holger Gisch, „angeblich wegen der gefährlichen Straße.“ Den Grundschülern aber, so Gisch, „werden gefährliche Wege zugemutet“.
Schließlich erschien doch Norbert Rosenboom, Leiter der Schulaufsicht, und nahm von den Schulen Hermannstal, St. Georg, Fuchsbergredder, Pestalozzi, Hausbruch, Steilshoop, Uhlenhorst-Barmbek, Islandstraße, Rellinger Straße, An den Teichwiesen, Telemannstraße, Berne, Arnkielstraße, Flughafenstraße, Otto-Hahn, Eidelstedt und Tonndorf Stellungnahmen und Appelle entgegen. Bei der gestrigen Demo bekundeten auch Eltern von vier Schulen ihre Solidarität, die gar nicht auf der Schließungsliste stehen. „Die Sache ist noch nicht beendet. Es kann auch andere Schulen treffen“, befürchtet Wilhelm.
Am Freitag will Bildungsbehördensprecher Alexander Luckow bilanzieren, wie viele Stellungnahmen eingingen. In der Woche danach würden diese ausgewertet. Eventuell noch vor dem 4. Advent, spätestens aber in der Woche vor Heiligabend, will Bildungssenatorin Alexandra Dinges-Dierig dann die endgültige Liste bekannt geben. Dabei soll es bei der Anzahl von 23 Voll- und 30 Teilschließungen bleiben. Luckow zur taz: „Es gilt die Maxime der Senatorin: Wenn es gute Argumente für den Erhalt einer Schule gibt, trifft es automatisch eine andere.“
Erste Namen kursierten gestern bereits. So funkte die Schule Kaminer Straße in Meiendorf SOS, weil sie fürchtet, statt der Schule Schierenberg zu sterben. Spät nominierte Schulen haben aber nur wenig Zeit zum Widerstand: Die entscheidende Sitzung der Behördendeputation soll am 5. Januar kommenden Jahres stattfinden. Aus Kreisen der CDU ist aber bereits zu hören, dass die Schließung von Schulen nicht in jedem der angedrohten Fälle politisch durchsetzbar sein werde.