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„Ich war dabei“ – das war einmal

■ Rep-Chef Franz Schönhuber wurde von seinen Vorstandskollegen geschaßt

Berlin (taz/AP) – Schönhuber am Ende: Die Mehrheit des Bundesvorstandes der rechtsextremen „Republikaner“ hat am Samstag den Mitbegründer und langjährigen Vorsitzenden Franz Schönhuber für abgesetzt erklärt. Nicht am Ende sind dagegen die juristischen Fehden, mit denen sich die Mitglieder der Ultras gegenseitig überziehen. Schönhuber, der ohnehin beim kommenden Rep-Parteitag im November nicht mehr als Parteichef kandidieren will, kündigte rechtliche Schritte gegen die Entscheidung an. „Wortbrüchige Putschisten“ nannte er seine Widersacher.

Am Samstag waren in Bonn 25 der 37 Mitglieder des Bundesvorstands auf Einladung von Parteivize Alexander Hausmann zu einer Krisensitzung zusammengekommen. Schönhuber selbst nahm nicht teil.

Hausmann erklärte im Anschluß, der Vorstand habe Schönhuber mit sofortiger Wirkung seines Amtes enthoben. Die Entscheidung sei einstimmig bei vier Enthaltungen gefallen. Das Bundesschiedsgericht der Partei habe zuvor die Vorstandssitzung für rechtmäßig erklärt. Schönhuber vertritt dagegen die Auffassung, nur er hätte zu dieser Sitzung einladen dürfen.

Aktueller Anlaß für das tieferliegende Zerwürfnis ist ein Treffen Schönhubers mit dem Chef der rechtsextremistischen DVU, Gerhard Frey, am 21. August. Gemeinsam hatten beide gefordert, Reps und DVU sollten der „linken Volksfront eine rechte Abwehrkraft“ entgegensetzen und „bei Wahlen eine Selbstblockade verhindern“. In den Jahren zuvor hatte Schönhuber dagegen wiederholt eine klare Abgrenzung gegenüber Freys DVU gefordert. Schönhuber hatte wenige Tage nach dem Treffen mit Frey zwar eine politische Zusammenarbeit mit der DVU wiederum abgelehnt, seine Parteifreunde nutzen dennoch die Gelegenheit, den 71jährigen rechten Populisten zu stürzen – mit dem Argument „parteischädigendes Verhalten“. Bis zum Bundesparteitag wollen nun die Vizes Alexander Hausmann, Rolf Schlierer und Christian Käs die rund 18.000 Reps anführen.

Wegen antisemitischer Äußerungen wurde außerdem das Präsidiumsmitglied Josef Brunner sämtlicher Parteiämter enthoben und ein Ausschlußverfahren eingeleitet. Brunner hatte Mitte September Hausmann als „Halbjuden“ tituliert. wg

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