: Ich musste weiterlesen
betr.: „Foltertod im Jugendgefängnis“, taz vom 1. 8. 07
Mit Entsetzen habe ich gestern den Bericht über den Foltertod des Siegburger Häftlings gelesen. Habe hier als Wochenplanerin alle überregionalen Zeitungen auf dem Tisch, fragen Sie mich nicht, warum ich ausgerechnet in Ihrer Zeitung diesen Text angelesen und dann auch weitergelesen habe. Ich musste weiterlesen, da war ein Sog. Aber das spricht nicht für die journalistische Qualität. All die Details, die in diesem Artikel ausgebreitet wurden, waren dermaßen widerlich und voyeuristisch, dass mir beim Lesen richtig schlecht geworden ist.
Wenn solche Details in der taz stehen, dann dürfen im Fernsehen auch Folterszenen und Massenexekutionen en détail gezeigt werden. Sehen Sie das wohl auch so? Jeder regt sich darüber auf, wenn im Fernsehen, etwa in den Nachrichten, große Grausamkeiten direkt im Bild sind, und das ist richtig. Es gibt Grenzen. Diese Grenzen haben Sie mit Ihrem gestrigen Artikel eindeutig überschritten.
SUSANNE KAUFMANN
SWR 2 Landeskulturredaktion, Stuttgart