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„IWF ist diskreditiert“

■ Ex-Bankier Leutwiler fordert Schuldenerlaß für Drittweltstaaten Deutsche Banken sollen stärker in die Offensive gehen

Die einen forderten harte Arbeit von den Menschen in den verschuldeten Ländern, die anderen wollten eine vollends gerechte Weltwirtschaftsordnung. Nichtsdestotrotz verlief die Diskussion zu jenem Thema, das die Gemüter noch vor Halbjahresfrist zum Kochen brachte, gestern friedlich - der allgemeinen Atmosphäre auf dem Kirchentag entsprechend.

Zwei Banker, Sparkassenpräsident Helmut Geiger und der ehemalige Präsident der Bank für internationalen Zahlungsausgleich, Fritz Leutwiler, hatten sich dem kirchlichen Auditorium gestellt. Einzig als Leutwiler meinte, die Südkoreaner wären ein Vorbild für die verschuldeten Länder, weil sie durch harte Arbeit ihre Verbindlichkeiten bewältigt hätten, kamen zarte Buhrufe auf. Ansonsten Beifall für Leutwilers Ansicht, ohne Auflagen könnten keine Kredite vergeben werden, wie auch für die Hoffnung von Klaus Lefringhausen von der gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung, daß sich bald alle Beteiligten der Schuldenkrise „am runden Tisch“ einträchtig träfen.

Aus dem Munde des Schweizers Leutwiler war immerhin bemerkenswertes zu hören. Nachdem er gegen Ende seiner Amtszeit schon mit der Einschätzung für Aufsehen gesorgt hatte, die Schulden könnten sowieso nicht zurückbezahlt werden, meinte er gestern: in Afrika mache nur ein kompletter Schuldenerlaß noch Sinn, und auch in anderen Ländern müsse es in diese Richtung gehen. Die Banken könnten insgesamt einen 30-prozentigen Erlaß ohne weiteres verkraften, die Deutschen, die der desolaten Lage durch ihre Rückstellungen schon Rechnung getragen haben, sogar bis zu 50 Prozent. Deshalb sollten letztere in dieser Frage stärker in die Offensive gehen. Im übrigen müsse ein Vermittler zwischen Gläubigern und Schuldnern eingeschaltet werden, wozu der IWF nicht mehr in der Lage sei, weil er in der Dritten Welt diskreditiert sei - „ob zu Recht oder zu Unrecht, möchte ich dahingestellt sein lassen“. Warum entwickeln sich solche Gedanken eigentlich immer erst nach der Pensionierung?

ulk

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