piwik no script img

IT-Bundesbeauftragte benanntEine Juristin für alle Fälle

Innenminister de Maizière hat seine Staatssekretärin Rogall-Grothe zur offiziellen IT-Beauftragten des Bundes berufen. Mit Computern hatte sie bislang nur wenig zu tun.

Die neue IT-Beauftragte Rogall-Grothe. Bild: privat

BERLIN taz | Cornelia Rogall-Grothe ist seit Donnerstag Deutschlands offizielle IT-Frau Nummer Eins. Sie ist die neue Staatssekretärin im Bundesministerium des Inneren unter Leitung von Ex-Kanzleramtschef Thomas de Maiziere. Und sie darf sich seit dieser Woche nun Informationstechnik-Beauftragte der Bundesregierung nennen.

Den Job erhielt die 1949 geborene Juristin quasi automatisch: Schon ihr Vorgänger, Hans Bernhard Beus, war ebenfalls parallel Innen-Staatssekretär gewesen, bevor er zusammen mit seinem Dienstherren Wolfgang Schäuble nach dem Wahlsieg von Schwarz-Gelb ins Bundesfinanzministerium wechselte.

Die glamourösere Version des IT-Beauftragten-Titels lautet auch "Bundes-CIO". Das Kürzel steht für "Chief Information Officer", jener Name, der in Großunternehmen dem IT-Chef zugedacht ist. Rogall-Grothe soll nun koordinieren, was an Informationstechnik-Dingen beim Bund so alles anfällt. Aktuell sind das unter anderem der elektronische Personalausweis, die sichere Internet-Kommunikationsform "De-Mail" oder die einheitliche Behördenrufnummer.

Bei der Umsetzung sind ihr allerdings enge Grenzen gesetzt, denn ressortübergreifende Kompetenzen fehlen dem Bundes-CIO. Stattdessen ist die Stelle oberhalb des Rats der IT-Beauftragten der Ressorts und der IT-Steuerungsgruppe des Bundes angesiedelt. Es läuft also auf Koordinierungsaufgaben heraus: Offiziell heißt es auch, die Beauftragte sei "zentraler Ansprechpartner für Landesregierungen und Wirtschaftsvertreter für die Zusammenarbeit in IT-Fragen".

Rogall-Grothes Vorgänger Beus war in der IT-Branche nur mit verhaltener Begeisterung aufgenommen worden. Genauso wie die neue Beauftragte hatte er selbst nie in der freien Computer- oder Internetbranche gearbeitet. Allerdings war Beus immerhin vorab am Aufbau des Intranets des Bundes und an der Initiative "Deutschland Online" beteiligt gewesen und sollte als Koordinator für den Bürokratieabbau Informationstechnologien einsetzen.

Rogall-Grothe kann immerhin darauf verweisen, dass sie ab 2006 als Abteilungsleiterin für Verfassungsrecht, Verwaltungsrecht und Völker- und Europarecht im Innenministerium gewisse Berührungspunkte mit moderner Rechentechnik hatte. Damals nämlich setzte sie sich mit der Gesetzeskonformität von Wahlcomputern und dem Thema Datenschutz auseinander.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

15 Kommentare

 / 
  • S
    Stefan

    Unglaublich.

     

    Ach, eigentlich nicht. Passt ins Gesamtbild. 8-|

     

    ***

     

    Mal ehrlich: Ich als Informatiker wäre für den Posten eben nicht automatisch geeignet, denn neben den nur technischen Aspekten liegt der Schwerpunkt bei diesem Amt wohl eher auf gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Aspekten. Und die meisten meiner Kollegen haben es damit leider nicht so, insbesondere mit den sozialen Themen. Aber letztlich sollte die Person ja wohl der Regierung die IT-Fachthematik vermitteln.

     

    Daher halte ich es für einen Fehler, jemanden auszusuchen, der sich mit der IT-Thematik bisher nicht oder kaum beschäftigt hat. Was von Politikern angerichtet wird, die keinen Sinn für IT haben, wurde uns in letzter Zeit ja häufiger eindrucksvoll gezeigt.

     

    Wie schon oben gefragt: Wieso gibt es kein Auswahlverfahren, das die Eignung berücksichtigt?

     

    PS: Warum schreiben hier alle "von Leien"?!?

  • J
    jimmygjan

    Ein Jurist

     

    kann alles, macht alles, ist alles !!!

     

    Der Mensch beginnt für Juristen erst mit dem bestehen des 2. Staatsexamens. Alles andere ist sowieso unter seiner Würde!

     

    Solche Menschen brauchen sich nicht zu bewerben, die werden gesucht und angesprochen.

     

    Was sind dagegen lächerliche IT-Fachkräfte?

     

    Nichts genaugenommen, überhaupt die Blasphemie zu besitzen einen IT-Fachmann mit einem Juristen zu vergleichen, ist das Allerletzte!

     

    "Der Untertan" von Heinrich Mann lässt grüßen!

  • H
    Harry

    z.B.: Guttenberg hatte vorher auch nix mit Militär, Armee, Verteidung o.ä. zu tun...trotzdem macht ers jetzt! Geht da eben nur um politische Kompetenzen in diesen Bereichen...ob das jetzt sinnvoll ist, steht auf nem ganz anderen Blatt!

  • R
    RaveKev

    Wo kommen wir hin, wenn ich als Informatiker auf einmal einen Meisterbetrieb als KFZ-Mechaniker aufmach?!?

    Alle Leute, die von mir Bremsen bekommen, hängen 2 Tage später am Baum.

     

    Wieso müssen sich die in der Politik nicht bewerben?

    Ich muss mich auch bewerben, und es wird nachgesehen, ob ich die nötigen Qualifikationen mitbringe.

     

    Warum gillt dies nicht für Politiker.

     

    Wie schon so oft gelesen und erlebt: Von Leien regiert!

     

     

    Und dann wundert man sich, dass das Land vor die Hunde geht.

     

    -RaveKev

  • H
    hagvtr

    na wo ist das Problem, sie muß ja nur die richtigen Berater haben...die könnten dann ja auch gleich von den einschlägigen Profiteuren bezahlt werden, obwohl natürlich der Amtsbereich des 'Bundes-CIO' ;-) so beschränkt ist, da lohnt sich sowas kaum

  • S
    shizzobi

    Von Leien regiert, wie gehabt.

  • C
    Cato

    Ist doch klar ! Juristen können doch alles !

  • C
    CorazonOfMine

    Hauptsache Juristin, aber keine Ahnung von IT. Und dann IT-Bundesbeauftragte ?

    Ich bin echt sprachlos. Ist denn in Deutschland alles Banane ??? -.-

     

    Liebe Bundesregierung, bitte stellen sich mich als IT-Bundesbeauftragten ein.

    Ebenso wie Ihre aktuelle Amtsinhaberin verfüge ich über keinerlei Praxiserfahrung. Aber studiere momentan im Bereich IT und sehe mich der Aufgabe gewachsen.

     

    Vielen Dank im Voraus.

     

    Gruß

  • H
    hundertziegen

    Die Bundesrepublikanische Version von "The IT crowd" :)

    Aber, etwas mehr Quote erfüllt, da sollten die Konsequenzen einer solchen Entscheidung doch nicht überdramatisiert werden.

    Und die Dame ist ja Juristin, die sind ja bekanntlich Supermänner/frauen und von Haus aus für alles qualifiziert.

    Ja ja, wir leben in spannenden Zeiten...lächerlicher, dödeliger und inkompetenter kann es kaum noch werden...und da fragt man sich noch, wieso der normale, aber dennoch denkende, Bürger diesen politischen Affenstall mittlerweile abgrundtief verabscheut, und ganz sicher nicht mehr achtet oder respektiert.

  • C
    Charly

    Ehrlicher wäre es gewesen, eine/n Chimpansen auf den Posten zu setzen.

  • S
    Stefan

    Na prima, Juristin und Internetausdruckerin - das klingt nach Zypries 2.0 :( . Was stand eigentlich in der Stellenausschreibung: kann seinen PC mit Mühe einschalten und eigenständig einen Brauser öffnen?

  • M
    Mtaaawe

    "Mit Computern hatte sie bislang nur wenig zu tun."

     

    Sagt alles. Warum auch jemanden nehmen, der aufgabenspezifische Kompetenzen vorweisen könnte? Unsere neue Regierung demonstriert erneut, dass wichtige Posten nach Parteibuch und Connections vergeben werden.

  • A
    anke

    Prima. Eine Beauftragte, die zwar keine Ahnung hat, dafür aber als "zentraler Ansprechpartner für [...] Wirtschaftsvertreter für die Zusammenarbeit in IT-Fragen" fungiert, ist gewiss der Traum aller Bundes-Geschäfts-"Freunde".

  • AH
    Andreas H.

    Wieso besetzt man ein solches "Amt" mit jemandem, der von Computertechnologie keinen blassen Schimmer hat?

     

    Es reicht doch nicht, wenn jemand schon mal "Berührungspunkte mit moderner Rechentechnik" hatte. Versteht die gute Dame auch etwas davon, wie die Hardware funktioniert? Was man beim Aufbau von Netzwerken besser beachten und besser auf gar keinen Fall tun sollte?

     

    Mein Fazit: Außer Titeln nichts gewesen...

  • P
    P.S.

    Wer sollte besser für den Poste einer Bundes-CIO geeignet sein als eine Juristin die knappe 50 Jahre alt ist und noch nie etwas mit Informationstechnologie zutun hatte.

    Wieso sollte man da auch jemanden einsetzen der Ahnung von der Materie hat. Derjenige könnte ja sinnvolle und konstruktive Arbeit leisten.