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INTERVIEW»Der Uni droht ein unendliches Siechtum«

■ Der hochschulpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Bert Flemming, zu der Abwicklung der Humboldt-Universität

taz: Herr Flemming, nachdem das Oberverwaltungsgericht die Abwicklung der Humboldt-Universität gestoppt hat, will Wissenschaftssenator Manfred Erhardt bis zum Bundesverwaltungsgericht gehen, um die Abwicklung doch noch durchzusetzen. Finden Sie das richtig?

Bert Flemming: Nein. Eine Gestaltung der Hochschulen sollte nicht über die Gerichte erfolgen, sondern auf politischer Ebene. Es war ja die einhellige Auffassung verschiedener Parteien und Gruppen, daß die Humboldt-Universität die Möglichkeit haben soll, sich zu erneuern. Ein Weg, dies umzusetzen, war die Teilabwicklung. Sie ist zwar letztlich politisch umgesetzt worden, wurde von den Fachgremien der SPD aber von Anfang an abgelehnt. Dafür sprachen unter anderem auch rechtliche Gründen. Mich hat deshalb auch dieser Gerichtsbeschluß nicht überrascht.

Nun sagt der Wissenschaftssenator, es könnte fatale Folgen für die Attraktivität der Humboldt- Uni haben, wenn man es der Universität überlassen würde, sich selbst zu erneuern.

Da hat er sicherlich nicht ganz unrecht. Bisher fehlte der rechtliche Rahmen für die Erneuerung, der muß erst geschaffen werden. Zum Beispiel gibt es in Deutschland bisher nur sehr bedingt die Möglichkeit, Professoren zu entlassen. Der muß vorher schon silberne Löffel klauen.

Was wird ihrer Meinung nach mit der Humboldt-Uni passieren, wenn der Senat dabei bleibt, die Abwicklung der Universität durch die Instanzen hindurch zu verfolgen?

Ich finde das ausgesprochen gefährlich. Jetzt wird die Abwicklung ausgesetzt, von der nächsten Instanz wird sie vielleicht wieder eingesetzt. Das kann ein Siechtum herbeiführen, das unendlich wäre. Universität und Senat sollten sich jetzt an einen Tisch setzen und die Erneuerung sehr schnell politisch anpacken, damit eine handlungsfähige Universität entsteht, die auch Studenten aufnehmen kann. Das ist ja das wichtigste. Interview: hmt

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